Mehr Unabhängigkeit von Ladenöffnungszeiten durch Verkaufsautomaten
Nach dem gewagten Projekt - ‚heiße Pizza und kalte Getränke rund um die Uhr‘ - mit Hilfe eines Automaten anzubieten, sind Unternehmer Michael Baillivet und Unternehmensberater Uwe Koschel weiter auf der Suche nach innovativen Ideen. Es ist gar nicht so leicht, Entwicklung und Lebensqualität in der Brunnenstadt zu fördern, aber sie haben neue Pläne: „Ein Wunsch ist, Einkaufsmöglichkeiten 7 Tage rund um die Uhr anzubieten“, berichtet Michael Baillivet, der das Waschcenter XXL in Gerolstein und Waschboxen in Hillesheim betreibt.
„Die Idee, neben dem Pizza-Automaten verschiedene Verkaufsautomaten in einem See-Container aufzustellen, haben wir von Franchise-Unternehmern abgeschaut. Unser Augenmerk liegt auf der ‚Plattform Vulkaneifel‘ – Einheimische und Touristen schätzen das Besondere unserer Region. Wir möchten hier hergestellte Produkte vermarkten“, so Baillivet. Autonom und unabhängig von professionellen Franchise-Partnern und deren vorgeschriebenen Produktpaletten zu bleiben, stand von Anfang an fest.
Dass die Nachfrage nach Qualitäts-Erzeugnissen ‚von hier‘ mit dem Umweltbewusstsein der Konsumenten steigt, ist auch der Regionalmanagerin der Lokalen Aktionsgruppe Vulkaneifel (LAG), Ronja Schäfer bewusst. Sie findet die Idee von Baillivet/Koschel toll und sieht Synergie-Effekte zu bereits geförderten Projekten des Netzwerkes „VON HIER“, in dem sich sechzig regionale Vermarkter zusammengeschlossen haben. Verkaufsautomaten seien vor allem für Anbieter heimischer Produkte interessant, die keinen eigenen Laden haben, argumentiert die LEADER-Managerin. Als Expertin für regionale Entwicklung unterstützt sie gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) Judith Klassmann-Laux den notwendigen Papierkrieg, der in Angriff genommen werden muss.
„Ohne die beiden Damen wäre es nicht gegangen!“, lobt Michael Baillivet. „Sie haben sich gekümmert, Fäden gezogen, Erzeuger zusammen gebracht, bei Anträgen und Formularen geholfen. Hoffnung auf eine erfolgreiche Umsetzung machte die Bewerbung für Bezuschussung regionaler Vorhaben (Leader*). Nachdem das LAG-Entscheidungsgremium dem Projekt zugestimmt hatte, war die erste Hürde genommen. In den kommenden Tagen entscheidet die ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsbehörde) über eine Bewilligung der Förderung. Die Unterstützung wird laut Ronja Schäfer nicht aus EU-, sondern aus GAK-Mitteln stammen. GAK bedeutet Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur + Küstenschutz.
Die Projekt-Standortfrage war schnell geklärt. Der neue ‚Seecontainer‘ mit den Verkaufsautomaten soll als verkaufsfördernde Ergänzung neben dem Pizza-Automaten in der Sarresdorfer Straße platziert werden. Direkt am Baumarktkreisel, unmittelbar neben der B410, stellt Bauunternehmer Reichle ein kleines Grundstück zur Verfügung. „Man wird sehen, ob es funktioniert!“ so Vermieter des Platzes Ottfried Reichle. „Ich habe nichts dagegen, das Automatenangebot zu erweitern.“ Mit seinem Einverständnis war der Weg zur Beantragung der baurechtlichen Genehmigungen frei.
„Der bestellte Container ist 6m lang und 2,50 m tief. Geplant haben wir schnell – aber der Bauantrag war zeitaufwendig. Architekt Bernardy aus Hillesheim hatte das besondere Know-how für Entwurf“, verrät Michael Baillivet dem Volksfreund:
Es gilt viel mehr zu beachten, als man auf den ersten Blick vermutet. Die fünf Automaten werden den höchsten technischen Standard erfüllen. Es gibt drei Münzzähler und die Möglichkeit an zwei Bildschirmen bargeldlos zu zahlen. An die Alters-Verifizierung der Beschränkungen für jugendliche Konsumenten wurde gedacht. Neu: hochmoderne und bedienerfreundliche Produktauswahl mit Touch-Bildschirmen. (Bei herkömmlichen Systemen erfolgte die Wahl über Ziffernblock).
Demnächst kann man in Gerolstein an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr von Honig, Käse und Wurst, über Kartoffeln bis hin zum von Kindern gebauten Insektenhotels viele Eifel-Produkte kaufen. Den Aufwand, die Automaten zu bestücken und 24/7 Service, dürfen nicht unterschätzt werden - daher ist die Frage nach der zukünftigen Preisgestaltung gerechtfertigt.
„Preise hängen von der Resonanz ab. Die Nachfrage wird hier eine entscheidende Rolle spielen. Wir tragen das Risiko mit dem Ablaufdatum verderblicher Ware“, lautet die Erklärung. „Kontrolle des MHD ist ein wichtiges Thema“. Auch hier hat Baillivet schon konkrete Vorstellungen: „Ich bin nicht so erzogen, dass Lebensmittel weggeschmissen werden und einfach in den Müll fliegen“. Beim Pizza-Automat hat er es bisher vermeiden können, indem er die Ware kurz vor Ablauf des MHD zum sofortigen Verzehr an Freunde und Bekannte verschenkt hat. Für das neue Projekt könnte er sich eine Nutzung der App „To good to go“ vorstellen – Abholstelle evtl. das XXL-Waschcenter.
„Natürlich wird es auch Angebote geben – z.B. Rabattstaffel für zusätzlich gewählte Produkte vom gleichen – oder anderen Erzeugern, könnten programmierbar sein. Mitanbieter profitieren dann vom vielfältigen Angebot und natürlich die Kunden... eine Lücke wird geschlossen“, verspricht Baillivet.
Eine spontane Befragung von Passanten, was sie von einem zusätzlichen Warenangebot in Automaten halten, wurde ausnahmslos positiv beantwortet. Die Frage, welche Automaten sich Gerolsteiner und Touristen außerdem noch wünschen, wurde schnell ergänzt: Blumen- und Briefmarken-Ansichtskarten-Automat fehlen noch!
Info-Box: LEADER ist das Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung der ländlichen Räume und damit zur finanziellen Unterstützungen Ihrer Ideen. Ziel aller LEADER-Projekte sollte es sein auf innovativen Wegen die Lebensqualität und insbesondere den sozialen Zusammenhalt zu fördern, um unsere Region noch stärker zu machen. Alle Informationen auf einen Blick unter: www.leader-eifel.de