Diese Frage stellte sich Ewald Michels, der Gerolsteiner Forstamtsrat, der seit dem 30.06. 2024 den Zusatz „a.D.“ führen darf.
Eine positive Antwort darauf gaben ihm - im Gerolsteiner Rondell vor rund 150 ‚handverlesenen Gäste‘ - Forstamtsleiter Michael Schimper und Stadtbürgermeister Uwe Schneider.
Vorgesetzter Michael Schimper dankte Ewald Michels für die geleistete Arbeit seiner 30-jährigen Dienstzeit und lobte die besonderen Leistungen für den Wald, die betreuten Waldbesitzer und die gesamte Gesellschaft. Er stellte den Werdegang seines Mitarbeiters dar. Von Schollenhaftung, Schießen ‚ohne Mucken‘, ökonomische und ökologische Verantwortung für ein Forstrevier (weniger über das Hüten von Zahlenfriedhöfe) war die Rede, verknüpft so manches humorvolles Anekdötchen der letzten drei Jahrzehnte.
Viel Außergewöhnliches gab es zu berichten: Windwurf-Aufarbeitung in Nancy, Sachkunde (zum Beispiel im Umgang mit Fernapplikationswaffen), Mithilfe bei der Flutkatastrophen-Schadensbeseitigung, Jugendarbeit mit Herzblut und erfolgreiche Ausbildertätigkeit (Ausbildung von 7 Anwärtern). Als Revierleiter habe Michels eine eindeutige Positionierung in der Wald-Wild-Konfliktfrage und handwerklich jagdliches Können gezeigt. Als Jäger ‚mit dem siebten Sinn‘ achtete er auf die Balance des Verhältnisses von Wald und Wild. Durch sein störungsarmes, effektives und tierschutzgerechtes Jagen und die erfolgreichen Strecken, habe er sich den Spitznamen ‚Reh-wald‘ redlich verdient. Naturschutz hatte immer Priorität. Durch zielstrebige Planung wurden zahlreiche Alteichen konsequent geschützt und gepflegt. Das Ergebnis sind tolle Bäume mit Kronen, deren Anblick Freude machen. Mit Fingerspitzengefühl nachhaltiger Bewirtschaftung und Naturschutz hat Förster Michels die Wälder geprägt. Der Gerolsteiner Wald ist in ausgezeichnetem Zustand mit hohem Verjüngungsvorrat. Dies ist besonders im Rahmen des Klimawandels von großer Bedeutung. Dass sechzehn Waldrefugien aus der Nutzung genommen wurden, sind auch Michels Verdienst – ohne den Ökorohstoff-Holz aus dem Blick zu verlieren. „Der grüne Wald braucht schwarze Zahlen. Die Forsthaushalte der Stadt Gerolstein haben immer gestimmt und die Holzverhältnisse sind immer noch da. Es ist alles noch da, trotzdem hast du der Stadt vieles an Werten geschaffen!“, lobte er den scheidenden Forstamtsrat. Um den Gästen zu verdeutlichen, welche Bedeutung der Wald für die Gesellschaft hat, zitierte Behördenleiter Schimper: (Inschrift eines niedersächsischen Forsthauses aus dem 18 Jahrhundert)
„Ich bin der Wald. Ich bin uralt. - Ich hege den Hirsch. Ich hege das Reh.
Ich schütz‘ Euch vor Sturm. Ich schütz‘ Euch vor Schnee. - Ich wehre dem Frost. Ich wahre die Quelle.
Ich hüte die Scholle, bin immer zu Stelle.- Ich bau‘ Euch das Haus. Ich heiz‘ Euch den Herd.
Drum ihr Menschen: Haltet mich wert!“
Damit wird deutlich, was der Wald leistet. In der modernen Zeit sind die Ansprüche an den Wald noch gewachsen. Das Freizeitverhalten, Windenergie-Standort entwickelt die Anforderungen weiter. Es ist eine Herausforderung Mountainbiker, Jäger, Windräder, Waldbesitzer unter einen Hut zu bekommen.
Nach Vollzug des Landesbeamtengesetztes und Überreichung der Urkunde in Auftrag des Direktors der Zentralstelle der Forstverwaltung, Stefan Asam, wurde Forstamtsrat Michels in den Ruhestand versetzt. Zu seiner Freude wurde ihm vom Forstamt eine besondere Trophäe überreicht: Die Bronze-Skulptur eines kapitalen Hirsches, der seit Generationen als ewiger Wanderpokal in Duellen ausgeschossen wurde. (Wie nicht anders zu erwarten war, hatte Ewald Michels ihn als erfahrener Schütze während seiner Amtszeit mehrfach im Sieg errungen, aber nicht behalten dürfen.)
Stadtbürgermeister Uwe Schneider bedauerte das Ende der „Ära Michels“ mit seiner nachhaltigen Prägung des Stadtwaldes und damit des Stadtbildes in 30 Jahren. Er dankte dem Forstamtsrat, als Hüter der Wälder, Lehrer für nachfolgende Generationen und unermüdlicher Verfechter des Naturschutzes für seinen Beitrag zur prächtigen Entwicklung der Wälder. Sie seien unverzichtbarer Bestandteil der Stadt Gerolstein. Schneider betonte, die Arbeit von Michels habe sich nicht nur auf Pflege und Verwaltung des Waldes beschränkt, sondern auch Bewusstsein und Wertschätzung für die Natur bei den Menschen gefördert. Er habe Tradition und Innovation – moderne Forstwirtschaftsmethoden und traditionellen Waldschutz hochgehalten - nicht nur erhalten, sondern nachhaltig bewirtschaftet! Die enge Kooperation mit Forstbehörde Naturschutzbehörden, Gemeinde hätten zahlreiche Projekte ermöglicht. (Originalrede siehe Anhang)
Auch Ewald Michels blickt zurück: „30 Jahre sind eine lange Zeit, aber der Wald denkt nicht in Zeiträumen, sondern ist dauerhaft“. Die Herausforderungen der Gestaltung, Bewirtschaftung unserer Wälder, Waldbau, Wildmanagement, Rohstoffgewinnung, Erholung, Verkehrssicherung innerhalb und außerhalb des Waldes hätten ständige Anpassungsfähigkeit der handelnden Personen verlangt. Klimaextreme und Umwelteinflüsse würden ständige Wachsamkeit erfordern, denn sie seien stärker ausgeprägt als je zuvor. Für kreative Arbeit benötige die handelnde Person genug Freiraum und erforderliche Disziplin. Michels bestätigt das wertvolle stabile Waldgefüge in einer einmaligen Eifel-Landschaft und das verlässliches Netzwerk im Verwaltungs-, Kunden- und Unternehmerbereich.
„Ständige Aufmerksamkeit, Weiterbildung, Planvolles und konsequentes Handel unter Berücksichtigung der gefährlichen Arbeiten im Wald binden alle Mitarbeiter in eine verlässliche Verantwortungsgemeinschaft. Seitens der Stadt Gerolstein wurde sehr viel Wert auf die Beschäftigung von ortsansässige Unternehmern gelegt, die sich ausnahmslos mit dem heimischen Wald identifizieren. Danke für Unterstützung!“, so Michels. Daher sei es möglich gewesen, die Borkenkäferbekämpfung in weiten Bereichen motor-manuell im Zuge der Einzelbaumnutzung mit heimischer Holzkäuferunterstützung zu bewältigen und dem Wald genügend Zeit zu geben, kleinflächig durch Naturverjüngung zu reagieren.
Zum Schluss bekennt der Forstrat a.D.: „Meine Arbeit war nur eine kurze Zeit im Leben einer alten Eiche. Diese dreihundertfünfzigjährige Eiche hat Napoleon mit seiner Pelzmütze unter sich durchreiten sehen und erfreut immer noch die Menschen, die ihren Schatten aufsuchen. Sie hat es nicht nur ökologisch verdient, dass wir sie schützen. Im Schatten einer solchen Baumes komme ich mir klein vor. Meinem Nachfolger und Freund Nico Lares wünsche ich die gleiche Passion, das gleiche Brennen, die gleiche Freude und eine glückliche Hand dieses immerwährende Ökosystems zu erhalten“. Nach Dank an Ehefrau Jutta für die Unterstützung in schwierigen Zeiten lautet sein Resümee: „Der Weg ist das Ziel. Der Wald ist kein starres, sondern ein immer in Bewegung befindliches Ökosystem“ und „es war nicht immer so ganz einfach, alle Herausforderungen zu meistern!“
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Hier die Rede von Stadtbürgermeister Uwe Schneider:
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute versammeln wir uns zu einem besonderen Anlass, um einen außergewöhnlichen Menschen zu ehren, der unser Stadtbild und die Natur, die uns umgibt, nachhaltig geprägt hat. Ewald Michels, unser hochgeschätzter Revierförster, tritt nach über 30 Jahren engagierter Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand. Es ist mir eine große Ehre, in meiner Funktion als Stadtbürgermeister einige Worte zu diesem bedeutenden Ereignis zu sprechen.
Ewald Michels ist weit mehr als nur ein Förster. Er ist ein Hüter unserer Wälder, ein Lehrer für nachfolgende Generationen und ein unermüdlicher Verfechter des Naturschutzes. Sein Einsatz für unsere Umwelt war stets geprägt von einer tiefen Leidenschaft und einem umfassenden Wissen, das er über die Jahre erworben und kontinuierlich erweitert hat.
Als Ewald vor über drei Jahrzehnten seinen Dienst antrat, war unser Stadtwald ein anderer. Durch seine Arbeit und Hingabe hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass unsere Wälder heute in einem so guten Zustand sind. Unter seiner fachkundigen Leitung haben sich die Waldgebiete prächtig entwickelt und sind zu einem unverzichtbaren Bestandteil unserer Stadt geworden. Sie bieten Erholungsraum, Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und tragen wesentlich zur Lebensqualität unserer Bürgerinnen und Bürger bei.
Ewalds Arbeit beschränkte sich nie nur auf die Pflege und Verwaltung des Waldes. Er war stets bestrebt, das Bewusstsein und die Wertschätzung der Menschen für die Natur zu fördern. Seine geführten Wanderungen, Umweltbildungsprojekte und zahlreichen Initiativen zur Förderung des Naturschutzes haben das Verständnis und die Verbundenheit der Menschen mit dem Wald gestärkt. Besonders die jüngeren Generationen hat er immer wieder begeistert und ihnen die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Natur nahegebracht. Viele von uns haben bei einer seiner Exkursionen zum ersten Mal erfahren, wie wichtig ein gesundes Waldökosystem für unser aller Wohlbefinden ist.
In seiner Rolle als Revierförster hat Ewald Michels eine bemerkenswerte Fähigkeit gezeigt, Tradition und Innovation zu verbinden. Er hat moderne Forstwirtschaftsmethoden eingeführt und gleichzeitig die traditionellen Werte des Waldschutzes hochgehalten. Diese Kombination aus Innovation und Tradition hat dafür gesorgt, dass unsere Wälder nicht nur erhalten bleiben, sondern auch nachhaltig bewirtschaftet werden können.
Ein besonderes Merkmal von Ewalds Arbeit war immer seine Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Er hat eng mit anderen Forstbehörden, Naturschutzorganisationen und der Gemeinde zusammengearbeitet. Diese Kooperationen haben zahlreiche Projekte ermöglicht, die ohne seine Führung und sein Engagement nicht denkbar gewesen wären. Besonders hervorzuheben ist seine Arbeit im Bereich der Wiederaufforstung und der Pflege von Biotopen, die vielen bedrohten Arten neuen Lebensraum geschaffen haben.
Ewald, Du warst nicht nur ein Förster, sondern auch ein Mentor und Vorbild für viele. Deine Geduld, Dein Wissen und Deine Bereitschaft, immer wieder Neues zu lernen und weiterzugeben, haben viele inspiriert. Deine Kollegen, die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt und besonders die jungen Menschen, die durch Deine Arbeit und Deine Projekte einen Zugang zur Natur gefunden haben, sind Dir zu großem Dank verpflichtet.
Dein Ruhestand markiert das Ende einer Ära, aber Dein Vermächtnis wird fortbestehen. Die Bäume, die Du gepflanzt hast, die Wälder, die Du gepflegt und geschützt hast, und die Menschen, die Du inspiriert hast, sind ein lebendiges Zeugnis Deines Engagements. Wir alle hoffen, dass Du die kommenden Jahre genießen kannst und die Früchte Deiner Arbeit nun aus einer anderen Perspektive erlebst.
Ewald, im Namen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger möchte ich Dir für Deinen unermüdlichen Einsatz, Deine Hingabe und Deine Liebe zur Natur von Herzen danken. Deine Arbeit hat unsere Stadt zu einem grüneren, lebenswerteren Ort gemacht. Deine Leidenschaft und Dein Einsatz werden uns fehlen, aber wir wissen, dass Du auch im Ruhestand weiterhin ein Teil unserer Gemeinschaft bleiben wirst.
Ich wünsche Dir von Herzen Gesundheit, Glück und viele erfüllte Stunden im Kreise Deiner Familie und Freunde. Mögest Du die Ruhe und Schönheit der Natur, für die Du so viel getan hast, nun in vollen Zügen genießen können. Deine Zeit als Revierförster mag enden, aber Deine Verbindung zur Natur und zu unserer Stadt bleibt bestehen.
Ewald, vielen Dank für alles, was Du für uns und unsere Umwelt getan hast. Wir werden Dich vermissen, aber Dein Vermächtnis wird weiterleben.
Vielen Dank.
Gruß
Uwe