Das Rondell Gerolstein blau-gelb dekoriert, vollbesetzte Plätze – Zeit für Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumende Lebensfreude – aber auch Aufregung bei Akteuren liegt in der Luft. Ungewöhnlich anders, als bei üblichen Karnevalsveranstaltungen, wo auswärtige Künstler nach Zeitplänen getaktet erst kurz vor Auftrittsbeginn eintrudeln und danach gleich verschwinden, kann man sie heute schon vor Beginn der Vorstellung entdecken.
„Es ist eine ganz besondere Ehre, Gastgeber des KKK-Vorstellabend der Kölner Karnevalisten zu sein“, so MüKaRoOs Vorsitzender René Weber bei der herzlichen Begrüßung von dreihundert festlich, karnevalistisch oder in Kölner Farben rot-weiß gekleideten Gästen.
Fast amtlich wirkt ein Tisch mit gestreng aussehende Jury-Mitglieder mitten unter ihnen. Für die 16 angekündigten hochkarätigen Künstler und Nachwuchsjecken hängt von ihrer Beurteilung sehr viel ab. Sie hatten das ganz Jahr an ihren neuen Programmen gearbeitet. Die Bewertung ihres Auftritts in Gerolstein entscheidet mit, welchen Platz sie in der Session 2025 auf den großen Bühnen im Kölner Karneval einnehmen dürfen. Der Beifall der Gerolsteiner Jecken beeinflusst vielleicht mit, wie es mit ihrer Karriere weitergeht.
Nach kurzem Grußwort und Begrüßung der befreundeten Karnevalsvereine aus dem Umland unter den Gästen, stellt René Weber sogleich den Vorsitzenden Klub Kölner Karnevalisten, Robert Greven vor, Er übernimmt ‚frei nach dem Sessionsmotto 2025: „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe“ die Moderation des Programms. „Kölner Karneval ist das Lebensgefühl einer ganzen Region“, so Greven.
Diese wichtige Vorentscheidungsveranstaltung in Gerolstein bei Gastgeber MüKaRoOs durchzuführen, ist in Köln beschlossen worden, weil der hiesige Verein ganz besonders für Leidenschaft, Gemeinschaft und Tradition steht. Man kann aus Grevens Worten auch ein Kompliment an das Gerolsteiner Publikum heraushören, welches sich erfahrungsgemäß zu benehmen weiß und – anders als auf manch anderen Bühnen, nicht die Auftritte durch eigene Lautstärke stört und übertönt.
René Weber freut sich: „Wenn wir schon so etwas tolles Ausrichten dürfen, wie diesen Abend, dürfen wir Euch nicht das Aushängeschild unseres MüKaRoOs –Vereins vorenthalten: das sind unsere „Tanzmousjer“. Die zwei Tanzgruppen werden mit großem Applaus begrüßt und begeistern mit ihrem wundervollen Auftritt.
„Die folgenden Akteure sind einen weiten Weg in die Eifel gekommen“, übernimmt Robert Greven die Moderation. „Der erste Künstler auf der Bühne ist Andreas Konrad, der Akkordeonist, der eine ganze Big-Band ersetzt und einfach alles spielen kann“. Damit ist nicht zuviel versprochen, denn seine Tön‘ begeistern!
Als erste Überraschung präsentiert sich Trompeter BruceKapusta. „So sind wir alle hierhin gekomme“. Gänsehautfeeling! Applaus! Schlag auf Schlag geht es weiter! Gleich wird klar, ein straffer Zeitplan muss eingehalten werden.
Der Spielmannszug Garde Korps Köln mit Regiments-Spielmannszug 1928und Neepeser Naaksühle 1961 marschiert ein. ‚Die Hände fliegen zum Himmel‘ bei einem Potpourri der guten Laune . Regimentstochter: Lena Debbe und Tanzoffizier Maximilian Masgai tanzen, die Gardisten stehen Spalier. „Spass un Freud en de Jeseechter der Lück zo bränge“ gelingt und schon heißt es: „Adjeu mein kleiner Gardeoffizier“.
In den schönsten Socken präsentiert sich die Parodie von Rainer Moll & Sebastian Kock, die ‚Henkelmännchen‘ als attraktivste Wohngemeinschaft aus Köln mit sauberster Klobürste, weil spülmaschinengereinigt. Ihr Thema ist Klimaschutz: „Un ist das Wasser kalt, dann duschst du schneller halt.“ Sie empfehle das Wohnen ohne Gas stattdessen mit Erdwärme einer Wohnung über einem Saunaclub. Ein Ernährungsberater in Flensburg hat einem der Henkelmännchen geraten 1 Monat zu fuss zu gehen (Falschparken auf Gleis 3)! Dann wird musikalisch Lila-Laminat verlegt. SPD = Scholz Paket Dienst empfehlen sie nicht „...so lahm - haben Eier bestellt und Küken bekommen“.
Die Kölsche Tradition halten auch die Zunft-Müüs lebendig. Sie tanzen sich in einer ‚atemberaubenden Choreografie mit zwei neuen Tänzen‘ in die Herzen des Publikums. „Das ist champions league!“, so Robert Greven und kündigt mit: „Er gibt Ihnen das Lachen wieder! Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag! Sagt Charly Chaplin“ den Redner Klaus Bömeke an.
Als ‚Feuerwehrmann Kresse‘, unverkennbar mit Uniform, Blaulicht, Schlauch und Rollschuhen läuft dieser ein und zelebriert die hohe Kunst der Dümmlichkeit. Mit einmalig trotteliger Manier bietet er Einblick in die Brandbekämpfung und sorgt für jede Menge Chaos. „Heutzutage darf man sich das Geschlecht aussuchen – aber nicht die Heizung“. Wieder werden die Lachmuskeln auf das äußerste strapaziert.
Fetzige afrikanische Rhythmen und kölsche Klänge bringt Marie mit ihrer Band auf die Rondell-Bühne. Sie ist ein absoluter Bühnenmensch! Die gebürtige Kamerunerin ist ein echtes kölsches Mädche! Mit ihrer energiegeladenen Ausstrahlung berührt sie die Menschen direkt im Herzen. „Mir han en Motto: Jede Jeck is anders!“ Mit der Band-Besetzung aus Drums, Bass, Gitarre, Klavier und „Maach Dich schick“ reißt sie die Gerolsteiner mit.
Dass man Kaffee besser nicht mit Red Bull kocht, verrät Tulpenheini, der Belgier Roland Paquot. Er sprudelt von scharfen und pikanten Gags über: Gruppensex als Lümmel-Getümmel, ein 7-Monats-Kind ist auf Kölsch ein Junggeburt, in Russland sei ein Glas Wasser „Wodka zero – bei diesem humoristischen Trommelfeuer der Wortverdrehungen kommt man kaum mehr aus dem Lachen raus. Mit witzigen Erlebnissen nimmt er Niederländer aufs Korn.
Danach performt KEV mit „Loss mer danze!“ seine eigenen Songs in kölscher Sprache modern und authentisch. Alaaf ju „Früher war schunkeln revolutionär – heute will ich alte Werte in meiner Musik aufgreifen. KEV Momente berühren die Herzen der Jecken.
Gelingt es Harry und Achim oder‘ Dä Een on der Anne‘, mit einem Liebesgedicht für Hedwig aus Gerolstein, deren Herz auch zu berühren? Tränen fließen...vor Lachen- besonders bei Hedwig, sowie einer ‚Folienkartoffel‘ und ‚ ‚ner kleenen Leopard‘. Das Gedicht muss übersetzt werden: „ You look like an angel“ wird übersetzt: „Du guckst wie en Angel“. Schlag auf Schlag folgen Gags. Der Een mag Studenenfutter, weil es ihn an die Uni erinnert... darauf de Anne „Ich mag am liebsten Puffreis“. „Menschen, die sich mit Katzen unterhalten sind verrückt! – Sagt mein Hund!“ Erzähl mal den Witz von der Bundesbahn... nee ich weiß net, ob der ankütt.
Großen Applauserhält auch Solokünstler Stefan Dahm . Er ist ein 20-jähriger Sänger, der schon als Kind mit der kölschen Sprache und Lebensart aufgewachsen ist. Mit zum Teil selbstgeschriebenen Liedern. „Es steht und fällt alles mit der Tradition – Mir sin jeck, kölsch und raderdoll!“ Mit seinen Liedern ‚Mädche‘ und ‚Ich ha nen Deckel‘ vermittelt er den Gästen hautnahes kölsches Lebensgefühl. „Balladen brauchen keinen Ballermann, wenn man wie Stefan Dahm singen kann!“, kommentiert Robert Greven den gelungenen Beitrag.
Es folgt ‚der Vorsitzende der anonymen Schwarzarbeiter‘: Kai Kramosta als ‚Handwerker Peters‘. „Ganz Deutschland sucht Fachkräfte – der Karneval hat Lachkräfte“ - „Was nicht passt wird passend gemacht!“ „HP“ genannt, löst er alle Probleme auf der Baustelle und im Leben unglaublich schlagfertig. „Bauschaum und Silikon ersetzen die Präzision!“ und weiter mit Express-Schlagzeilen: „250.000 Handwerker fehlen - 2024 Geburtenrückgang in Deutschland. Die Zusammenhänge sind für ihn klar. „Fachkräftemangel führt zu Geburtenrückgang! Es kommen immer weniger Handwerker ins Haus!“ Er singt ein Loblied auf das Handwerk: „ Handwerker sind Teufelskerle mit Augentropfen aus Tabasco!“ „ Schlosser sind immer auf der Suche nach ‘ner losen Mutter“. Der Saal tobt vor Lachen. Leider konnte die geforderte Zugabe aus Zeitgründen auch hier nicht gegeben werden.
Mit der Showtanzgruppe ‚High Energy‘ traten sechsmalige deutscher Meister und einmalige Vizemeister auf. Sie zeigten ihre neue Show mit akrobatischen Highlights zu stimmungsvoller Musik und Live-Gesang. Das Publikum war sprachlos. So etwas tolles hatte man im Rondell noch nie gesehen. Und die kleinen Tanzmousjer staunten voller Bewunderung.
JP Weber, Meister des Humors und auf der Mandoline, liebevoll ‚Flitsch‘ bezeichnet, nahm die Politiker ins Visier, insbesondere die Kölnerin Frau Reker bekam ‚ihr Fett weg‘. „Wer die Wahl hat, hat die Qual“ Sein Statement: „Es ist doch immer wieder schön, wenn wir alle zusammen sind. Behaltet Euren Karneval; es ist Eure Identität“.
Zum Schluss heizten die Rumtreiber in rheinischer Mundart nochmal richtig ein. Es wurde geschunkelt zu ‚Hey Marie‘ und der neue Sessions-Titel vorgestellt, der sich an echte Kerle und echte Mädels wendet. Die gestandenen Mannsbilder bringen Karneval in die Herzen mit lauten und leisen Tönen. Mit „Et letzte Strüßje“ und „ich han keen Sekunde bereut“, wurde es zum Abschluss nochmal emotional.
Den Künstlern und dem Moderator hat es in Gerolstein gefallen. Das Publikum war großartig! Leider ist es anderswo anscheinend nicht so einfach, konnte man aus kritischen Anmerkungen der Rumtreiber heraushören: „Was uns auf den Sack geht ist, wenn kein Respekt mehr im Saal vor den Rednern vorhanden ist. Das geht uns richtig auf die Pimpernellen – für das MüKaRoOs Publikum gab es dagegen Lob!
Das bestätigte auch Robert Greven in seiner Ab-Moderation . Er bedankte sich bei René Weber für die Gastfreundschaft. „Dieser Abend war ein willkommener Vorgeschmack auf die kommende Session!“
Was sagt der Gastgeber? „Ich bin glücklich, dass wir diese hochkarätigen Künstler zu Gast hatten. Unser Ziel ist, die Karnevalsvereine der Region zusammen zu bringen!“, sagt Vorsitzender René Weber und Stellvertreter Michael Reinarz, der für die Technik verantwortlich war ist ebenfalls überglücklich über die sehr gelungene Veranstaltung, von der man noch lange sprechen wird.
Und was sagen die Gäste? „Es war toll! Es war Wahnsinn!“ „In Gerolstein wird noch Brauchtumspflege groß geschrieben“ „Wir kommen zu MükaRoOs um zu singe, danze, laache und fiere“, „Mit dabei, weil man jecke Zeiten mit guten Freunden teilt“, „ Jedes Jahr zur MüKaRoOs, weil Karneval mit vier Dörfern stattfindet“, „Karneval in der Eifel ist toll, weil Heimat ist, was du aus ihr machst“, „weil Karneval mehr ist als Weberdonnerstag bis Aschermittwoch“ – aber auch eine kritische Stimme: „hab‘ einige im Publikum vermisst...“ Dazu kann man nur denen, die nicht dabei waren sagen: „Ihr habt echt was verpasst!“