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Wann können wir endlich wieder Bahn fahren? DB Infra Go Informationsveranstaltung 02.04.2025 Rondell

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Wie der aktuelle Stand der Wiederherstellung und Ausbau der Eisenbahnstrecke Köln-Trier, Fortschritt der Elektrifizierung und ob Verbesserungen im jetzigen Schienenersatzverkehr möglich sind, wollten dreihundert Ortsansässige, Pendler und Gäste der öffentlichen Info-Veranstaltung im Rondell Gerolstein wissen. 

Die Bahn war dringend um Stellungnahme gebeten worden. Eine schnelle Wiederherstellung und Ausbau der Eifelstrecke fordern  der Landkreis Vulkaneifel, die Stadt und Verbandsgemeinde Gerolstein.  Der Kreistag hatte eine entsprechende Resolution geschlossen, auch Stadt-  und Verbandsgemeinderat hatten sich mit Kritik an die DB gewendet.

Alle erhofften sich umfassende Einblicke in den aktuellen Baufortschritt und die nächsten Schritte. Stadtbürgermeisterin Steffi  Lorisch und Verbandsbürgermeister Hans Peter Böffgen übernahmen gemeinsam die  Moderation der Veranstaltung.  Sie zeigten sich begeistert vom Zuspruch der Veranstaltung. Es seien mehr Teilnehmer gekommen, als sie erwartet hätten. Dies unterstreiche die Bedeutung der Eifelstrecke als zentrale Verkehrsader für Pendler, Schüler, Tourismus und Wirtschaft. „Die schweren Schäden durch die Hochwasserkatastrophe 2021 und die verzögerten Reparaturarbeiten haben weitreichende Auswirkungen. Es ist eine Last, die die Region zu tragen hat!“ erklärte Böffgen. Es gelte besser ins Gespräch zu kommen, als es in der Vergangenheit der Fall gewesen sei.

Dringende Bitten, sich einzusetzen, bestätigte auch Stadtbürgermeisterin Steffi Lorisch. Ein Offener Brief war  formuliert worden und mithilfe der Presse öffentlich gemacht.  Lorisch und Böffgen bedankten sich für das Gesprächsangebot der DB und sprachen direkt  konkret die Probleme an.

Sorgen machen Belastung, Dauer und die damit verbundenen Nöte. Lorisch bemängelte u.a. den Zustand der Busse, mehrstündiger Schienenersatzverkehr ohne Toilettennutzungsmöglichkeit und forderte Abhilfe. Notwendige Koordinationsgespräche  über Baustellen, Gewährleistung wichtiger Bahnübergänge beim Abriss der Hochbrücke u.a. seien fest zugesagt worden.

Rede und Antwort standen bei der Info-Veranstaltung:

  • Annegret Scheffler, Kommunikationsreferentin DB InfraGO AG
  • Thorsten Müller, Verbandsdirektor Zweckverband Schienenpersonennahverkehr RLP Nord
  • Ulf-Börn Wienke, Projektleiter DB InfraGO AG
  • Projektleiter vor Ort Herr Oveisi

 

Die DB-Vertretung versicherte einstimmig, wie sehr die Eifelstrecke ihnen am Herzen läge, lobten, was bereits erreicht wurde und legten Ursachen offen, woran es hakt. Eindringlich waren Appelle an die Geduld der Bahnnutzer.

„An Ressourcen, Willen und Leidenschaft der Bahnmitarbeitenden mangelt es nicht!“ kommunizierte Referentin Annegret Scheffler.

 

 

Es folgte eine Präsentation des Bau-Maßnahmenkataloges 2025 und 2026  und Zeitpläne der  gesperrten Streckenabschnitte. Verbandsdirektor Thorsten Müller startete mit einem Rückblick. Bereits 2020 sei man zu einer Verbandsversammlung zusammen gekommen. Der damalige Beschluss sei Zukunftsmusik gewesen. Eine Elektrifizierung der Eifelstrecke hätte man bis – wenn möglich 2033 – ins Auge gefasst. Mit Umsetzungsschwierigkeiten habe man bereits damals gerechnet. Die Hochwasserkatastrophe 2021 habe zu einem Umdenken veranlasst. Nach Chaos und Zerstörung stellte sich die Frage: Wiederaufbau 1 : 1 oder die Zielversion in Angriff nehmen.  Als Ziel habe man für die Eifelstrecke  einen stündlichen Schnell-Regionalexpress RE 12 für große Orte  und Regionalbahnen für alle Orte konstruiert. Statt 3 ¼ Stunden sollte die Strecke von Köln nach Trier unter 2,5 Stunden erreichbar sein.

Die Eifelstrecke braucht Zeit und Geld, appellierte Müller an die Geduld der Nutzer: „Auch wenn Sie sauer sein sollten, wenn Sie schimpfen sollten und wenn sie sage: Die Sch..bahn! ...denken Sie an das, was jetzt geschaffen wird!“  Einen Wiederaufbau der Eifelstrecke und eine sich anschließende Elektrifizierung  hätte sich im Jahr 2020 niemand vorstellen können. Es sei eine enorme Leistung, dass dies - von Null auf Hundert  - innerhalb von acht Jahren funktionieren könne. Geldgeber, Behörden, Unternehmen, DB  müssten viele Sachen regeln. „Das was sie jetzt bemängeln würde unendlich viel länger dauern, oder überhaupt nicht kommen“.

Das vordringliche Ziel dabei ist, dass die Menschen in der Region wieder mit dem Zug fahren können.

Die Projektleiter Wienke und Oveisi berichteten abwechselnd: Um für zukünftige Extremwetterlagen aufgestellt zu sein, wird die Infrastruktur, überall wo es möglich ist, klimaresilient wieder aufgebaut. So werden zum Beispiel schlankere Brücken ohne Mittelpfeiler errichtet sowie Bahndämme, Durchlässe und Technik hochwasserfest gestaltet. Neue Stellwerke werden, sofern es die örtlichen Bedingungen erlauben, auf höher gelegenen Standorten errichtet. Damit die Eifelstrecke nach dem Wiederaufbau auch den Anforderungen an einen modernen und klimafreundlichen Schienennahverkehr genügt, wird die Strecke mit einer modernisierten Leit- und Sicherungstechnik ausgerüstet (Elektronische Stellwerke statt ‚aus Kaiser’s Zeiten‘).

Ein beschleunigtes Planungsverfahren soll bei der  Elektrifizierung der Strecke genutzt werden. Der Ablauf der Bauarbeiten ist dabei abhängig von der Verfügbarkeit von Material und Fachkräften am Markt. Die Ausschreibungsstrategie musste geändert werden. Man setzt jetzt auf eine Trennung von Planung und Bau. Die Verantwortlichen stehen vor eklatanten Herausforderungen bei Auftragsvergaben. Mit kleineren  Losen versucht man jetzt, viele Firmen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland zu gewinnen.

Der Anbieterkreis für diese Arbeiten soll erhöht werden. Dazu ist ein  intensiver Austausch mit den Firmen notwendig. Aufgrund der anspruchsvollen Topografie wird mit der Eifel  - als ein Aushängeschild für komplizierte, komplexere Aufgaben - geworben.

Aufgrund von Umfang und Komplexität des Vorhabens geht die DB bei der Elektrifizierung der Eifelstrecke stufenweise vor und errichtet die neuen Anlagen in mehreren Abschnitten. Neue Verfahren wurden entwickelt, um Strom an die Züge zu bekommen, ohne  neue Hochspannungsleitungen installieren zu müssen.

Ab 2026 sollen erste Streckenbereiche technisch fertiggestellt sein. Voraussetzung hierfür ist, dass qualifizierte Fachfirmen für den Oberleitungsbau verfügbar sind, sowie benötigte Transformatoren, die die DB frühzeitig bestellt hat, rechtzeitig bereitgestellt werden können. Hier gibt es aktuell sehr lange Lieferzeiten am Markt. Ein durchgehender elektrischer Zugbetrieb auf der Eifelstrecke ist erst mit einer finalen Einbindung der Anlage in das deutsche Bahnstromnetz möglich. Dies wird nach jetzigem Stand voraussichtlich im Verlauf des Jahres 2028 sein.

Informationen werden auf www.eifel-strecke.de zur Verfügung gestellt.

Was die Teilnehmer sagten:

Die Infoveranstaltung war wichtig und hat viele Fragen beantwortet.

Geduld ist nicht nur für mehrere Monate – sondern für Jahre erforderlich.

Die Themen Elektrifizierung und zweigleisiger Ausbau wird weiterhin Diskussionsthema bleiben.  Man erhofft sich Besserung der bis dato untragbaren Zuständen, enormen Belastungen, Ausfällen, Verspätungen. Die Frage  „Wird die Eifelstrecke zur Rollbahn für Güterzüge, ähnlich der Rheinstrecke?“  wurde mit Hinweis auf steile und hohe Berge mit  ‚pro Stunde 1 Güterzug von Köln nach Trier‘  beantwortet.

Man erhofft sich eine Verbesserung der Anwohnerkommunikation, z.B. bei der Erneuerung der Lissinger Straße und entlang der Bahnstrecke durch zugesagte Postkartenwurfsendungen und telefonische Erreichbarkeit.

Man wünscht sich, dass die Pläne aufgehen und nicht mit noch zusätzlichen Verzögerungen zu rechnen ist, dass die Bahn die Baumaterial- und Arbeitskräftebeschaffung hin bekommt.

Sorgen, dass moderne Stellwerke zu Personalentlassungen führen könnten, blieben bei einzelnen bestehen. Das generelle Ausschließen des Einsatzes von Wasserstoff-Loks – wie schon anderswo praktiziert – stieß auch teilweise auf Unverständnis.  

Mitgefühl und Beifall erhielt Nebenerwerbslandwirt Heinz Theves aus Birresborn. Verschlossene Schranken blockieren die Zufahrt zu seinem Feld. Wann darf er sein Land endlich wieder beackern? Statt ihn zu entschädigen, fühlte er sich von Enteignung bedroht. Dies ist ein konkreter Fall mit dramatischen Auswirkungen für einen landwirtschaftlichen Betrieb, der seit Generationen leidenschaftlich betrieben wird.

Die Einhaltung des Versprechens seitens der DB, sich um den Fall zu kümmern und Familie Theves zu helfen, wird beobachtet werden. 

Über allem stand die Frage: „Wann können wir endlich wieder mit dem Zug durchgehend von Trier nach Köln fahren?“

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