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Was hat Müllenborn mit Berlin gemeinsam?

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Die Antwort lautet: freilebende Pfauen!

Was haben Eifeldörfer Müllenborn und Kopp mit Berlin  gemeinsam?

Die Antwort lautet: freilebende Pfauen!

 

Auf der Pfaueninsel in Berlin leben ca. dreißig   –  in Kopp hat sich seit anderthalb Jahren ein Pfauenpaar niedergelassen. Jetzt gibt es sogar Nachwuchs. Vier Küken erfreuen die Kopper Herzen.

Noch sind sie sehr klein. Alle sind gespannt darauf, wie sie in einigen Wochen aussehen. Wo sie herkommen? Das weiß niemand. Sie waren plötzlich da. Es hat ihnen in dem idyllischen Eifelörtchen gefallen und so sind sie geblieben.

Frau Karin Holla stammt aus Nijmegen in den Niederlanden und lebt in Kopp. Sie hat ein wachsames Auge auf die prachtvollen Vögel. „Pass auf, wenn Du durch unser Dorf fährst!“ mahnt sie Besucher. Sorge bereitet auch die Gefahr, die von Fuchs, Marder, Greif- und Rabenvögeln für die Küken ausgehen könnte

Ihr Mann Aad, gebürtiger Tilburger, hat beobachtet wie der Pfauenhahn und „ Meister Reineke“ nebeneinander hergingen. Einer war rechts – der andere links vom Zaun und beide hatten offenbar Respekt voreinander. Jetzt wo der Nachwuchs da ist, unternimmt das männliche Tier auch keine Alleingänge mehr. Beide Altvögel schützen die Jungen ständig. „Vati und Mutti passen gut auf“, bestätigt Karin Holla.

Im Winter füttern verschiedene Dorfbewohner – aber auch jetzt möchte Karin Holla der jungen Ziervögel-Familie etwas Gutes tun. Sie hat sich sehr gut informiert und besonders hochwertiges Hühnerfutter besorgt. Da der Pfau eine Vogelart aus der ‚Familie der Fasanenartigen‘  ist,  damit zur Ordnung der Hühnervögel gehört, passt es.

Tagsüber halten sich die Pfauen meist in dichtem Gebüsch versteckt.  In den Morgen- und Abendstunden wagen sie sich  auf die Felder, Wiesen und hinunter zum Fischbach. Nach Lust und Hunger besuchen sie die Weißenseifener Straße. „Morgens um 4.15 Uhr fordern sie mit lautstarken Schreien ihren Frühstücksservice ein  …dann wird es Zeit für das Futter.  Das ganze Dorf ist wach!“, lacht Karin Holla. Neben der Haustür steht ein Zentnersack Getreidemischung parat. „Die futtern schon was weg!“

Pfauen stoßen besonders laute Begattungsrufe aus. Manche fragen sich, warum plärrt der Hahn dermaßen laut? Die Antwort ist ganz simpel. Damit will der erfolgreiche Pfauenmann kurz vor der Paarung  mit einer Henne, andere  Weibchen anlocken. So hat er die Chance, weitere Partnerinnen zu finden. Single Pfauen verhalten sich etwas ruhiger.

Das Ehepaar Holla hat oft Feriengäste. Städter sind begeistert vom Kopper Landleben und den Pfauen. Sie werden aber vorgewarnt.  Autos werden gerne als Liegeplätze zum Sonnen benutzt.  Da können Kratzer durch die scharfen Krallen zurückbleiben. Die Gastgeber haften nicht dafür, denn es sind ja nicht ihre eigenen Tiere, sondern wildlebende.

Die Mehrzahl der Dorfbewohner in Kopp ist den Tieren freundlich gesinnt – ältere Mitbürger äußern sich aber eher verhalten. „Es fehlt den Viechern der Respekt vor den Gräbern des Friedhofs – die Scharrerei müssten Sie mal sehen…da könnte man ihnen glatt den…“ aber weiter spricht der ältere Mann vor der Kirche nicht…aber sein Zwinkern in den Augen zeigt, ganz ernst gemeint ist der Groll nicht.

Dass die in Fabeln als eitel geltenden Vögel, Zwietracht auslösen können, zeigt sich auch anderswo.

Kopp ist nicht die einzige Ortschaft im Vulkaneifelkreis, die Erfahrung mit dem Zuzug von Pfauen besitzt.

Die tierliebe Müllenbornerin Monika Zilligen weiß von einigen  Missetaten des farbenfrohen Federviehs. In der Nähe des Dorfteiches hatten sich gleich 3 Exemplare niedergelassen. „So schön sie auch sind - von allen bewundert - irgendwann haben sie sich nicht mehr gut benommen.“ Wenn sie ihr Spiegelbild im glänzenden Autolack entdeckten, gingen sie direkt gnadenlos zum  Angriff über. „Tiefe Kratzer im Autolack sind alles andere als lustig. Da hört die Freundschaft  schnell auf.“ Auch hier wurde der Friedhof nicht verschont.

Also folgte der Beschluss: „Die Vögel müssen Müllenborn verlassen!“  Ortsvorsteher Kai Uwe Dahm, managte die Aktion.  Mittlerweile waren nur noch 2 der Vögel sichtbar. Man vermutete, dass eine Henne wohl Marder oder Fuchs zum Opfer gefallen wäre. Die beiden verbliebenen Vögel einzufangen, gestaltete sich schwieriger als gedacht. „Sie sind sehr scheu“, so Kai Uwe Dahm. „Ein Betäubungsgewehr konnte der  hinzugezogene Tierarzt nicht einsetzen. Es bestand  Gefahr, dass sie noch auf ein Dach fliegen. Ein Absturz wäre tödlich verlaufen“. 

Eine kleine List half dann weiter. Da die Pfauen sich oft und gerne vor dem Gemeindehaus aufhielten, trieb man sie einfach dort in den Flur. „Ein Jutesack wurde drüber geworfen und es herrschte Ruhe!“   

Nach Zwischenstopp in einer Vogelaufzuchtstation findet das Pärchen ein neues Zuhause mit Artgenossen  in einer naturnahen Anlage eines Saarburger Hotels.

Schmunzelnd verrät Uwe Dahm  die neueste Nachricht :

„Brandaktuell: Die verschwundene dritte Henne ist wieder da! Ihr hat es in Müllenborn offensichtlich so gut gefallen, dass sie schon wieder am Brüten ist. In 20 Tagen – wenn die Jungen geschlüpft sind – müssen wir uns wieder Gedanken zum  Umsiedeln machen“

 

Bericht: Clara Zins-Grohe

 

Fotos: Karin Holla

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