„Hinterhausen ist die kleinste und feinste Ortsgemeinde von Gerolstein!“, so stellte der ehemalige Ortsvorsteher Franz-Josef Schütz zwanzig Jahre lang sein Dorf vor. „Und außerdem die höchstgelegene Ortschaft im Gerolsteiner Land“ ergänzt die jetzt amtierende Ortsvertreterin Raphaele Metzler. Stimmt: Hinterhausen liegt etwa 461m ü.N.N. und ist die kleinste Gemeinde der etwa fünf Kilometer südwestlich gelegenen Kernstadt Gerolstein im Natur- und Geopark Vulkaneifel.
Es wäre falsch zu behaupten, dass sich hier ‚Fuchs und Hase gute Nacht sagen‘, denn es gibt neben einer lebendigen Dorfgemeinschaft auch Tourismus auf der beliebten Wanderroute ‚Pferdsheckweg‘. Richtig ist, dass Einheimische und Wanderer die Idylle genießen und „Hund und Katz“ es nicht schöner haben könnten. Der große Waldferienpark Hinterhausen bietet Urlaubern Camping, Wohnmobilstellplätze, Bungalows, Holz-Chalets und Schäferhütten, Restaurant, Bar und Schwimmbad.
Die Vorzüge des Dorfes sind sofort durch seine ruhige Lage umgeben von Wiesen, Feldern, Obstbäumen und einen bewaldeten Gebirgskamm im Westen ersichtlich. Es gibt vier Landwirtschaftliche Betriebe, die mehr als 300 ha an Fläche mit Tierhaltung, Pflanzenproduktion und Grünflächenbewirtschaftung betreiben. „Zwei davon im Haupterwerb und zwei im Nebenerwerb, im forstwirtschaftlichen Nebenerwerb werden zwei Betriebe geführt“, berichtet Klaus Metzler. Man kann hier von einer aktiven Landwirtschaft sprechen..
Auf Wiesen sieht man wundervolle Rinder, Ziegen Schafe und Pferde. In den schönen Anwesen der Landwirtschaftsbetriebe leben die bäuerlichen Familien schon seit Generationen für die Landwirtschaft. Was mit kleinen Selbstversorgungsbetrieben begann, hat sich zu modernen Milchviehbetrieben entwickelt. Auch das prächtige Vieh genießt Freiheit auf den umliegenden Hofwiesen. Ein ortsansässiger Wanderschäfer hat geschätzt tausend Schafe.
Als ‚Zukunftscheck‘ prüfen wir am Ortseingang die Mobilfunkversorgung mit zufriedenstellendem Ergebnis. Die Fertigstellung der Hausanschlüsse für Glasfaser ist erfolgt. Alle Häuser, die den Anschluss wollten, sind angeschlossen
Die innerörtliche Kreisstraße K31 hat ihren Charakter als Dorfstraße trotz hoher Verkehrsdichter erhalten. Wir treffen Klara und Otto Bernhardt, Spaziergänger aus dem Nachbarkreis Prüm. „Ich bin zum ersten Mal seit meiner Bundeswehrzeit hier und das ist schon dreißig Jahre her. Man fährt sooft vorbei und jetzt wollten wir doch mal eine Runde spazieren gehen. Toll wie sauber das Dorf ist!“, meint Otto Bernhardt anerkennend.
Bei der Fahrt durch das Dorf fällt auf, dass es keinen Leerstand von Häusern gibt Die ersten Häuser der Ortsgemeinde Hinterhausen wurden im 18. Jahrhundert errichtet. Sechsundzwanzig alte Häuser gruppieren sich um den Ortskern und die Kapelle. Die Kath. Filialkirche St. Lambert gehört zu den Kulturdenkmälern.
„Für den Erhalt der Kirche wurde gekämpft“
„Auf die Renovierung ihrer Kirche ist die Dorfgemeinschaft besonders stolz, denn allein durch die ehrenamtlich geleisteten, mehreren hundert Arbeitsstunden war sie möglich gewesen!“ erzählt Franz-Josef Schütz. „Die Kirche gehört der Stadt. Das Bistum leistete keinen Zuschuss in fremdes Eigentum und das Land verweigerte die Unterstützung ebenfalls. Die Außenfassade wurde in Eigenleistung renoviert. Die Dachrenovierung finanzierte sich durch großzügige Spende der Jagdgenossenschaft Hinterhausen und Zuschuss der Kirchengemeinde Gerolsteiner Land und der Stadt Gerolstein. Ein schöner Beweis des Miteinanders der Dorfgemeinschaft! Fotos dokumentieren: Hier packt wirklich jeder mit an – Jung und Alt haben bei den samstäglichen, sieben Wochen andauernden Renovierungsarbeiten mitgeholfen. „Die, die nicht arbeiten konnten, nicht streichen konnten, nicht auf das Gerüst klettern konnten, haben für die Verpflegung gesorgt oder sich anderweitig nützlich gemacht“, ergänzt Raphaele Metzler.
Jetzt sollen weitere Strategien entwickelt werden. Arbeitskreise mit Schwerpunkt ‚Innenentwicklung‘ und ‚Soziales‘ wurden unter Leitung von Andreas Frick gebildet, die das Dorf mit seiner, über die letzten zwanzig Jahre relativ konstanten Bevölkerungszahl - plus/minus Achtzig - zukunftsfähig erhalten wollen. Ziel ist: Anreize für jüngere Bürger zu schaffen, um diese langfristig im Dorf zu halten und auf die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung vorbereitet zu sein.
Jede Einwohner-Meinung zählt
Eine Bürgerbefragung mit Fragebögen war ein wichtiges Instrument, die Stimmung im Dorf festzustellen. Einig sind sich alle über die gute Dorfgemeinschaft und den Zusammenhalt. „Jeder kennt jeden und man hält zusammen! Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind allen wichtig“, bestätigt Ortsvorsteherin Metzler. Große Bedeutung und Ansehen besitzt die Freiwillige Feuerwehr. Die Frauengemeinschaft, die ihren Ursprung in einem Strickclub hat, kommt generationsübergreifend regelmäßig zwanglos in Privat-Wohnungen zusammen.
Lebendiges Brauchtum
Stolz zählt Raphaele Metzler auf, was alles so im Ort ‚Brauch ist‘: Adventsandacht, Dreikönigstag mit Sternsinger, aktiver Karneval mit Festwagenbeteiligung, Veilchendienstag Eiersammeln der Jungmänner, Klappern zu Ostern, Maibaum aufstellen, Vatertag-Feste... und so geht es das ganze Jahr weiter.
Kunst – nicht nur für’s Dorf
Bei einem Rundgang durch das Dorf kann man neben historischen Steinkreuzen, liebevoll gestalteten Bauerngärten, Dekorationen an Hauseingängen auch so manches Kunstobjekt entdecken.
Ein besonderer Kunsthandwerker und Gestalter, Helmut Frerick ist vom Schwarzwald über Frankreich/Ardeche nach Hinterhausen gekommen. Er stellt besondere Lichtobjekte aus Hanf-Pergament her. Die Publikationen seiner Kunstwerke auf Instagram und Skulpturennetwork begeistern. „Mehrere der Skulpturen wurde zum Beispiel nach China exportiert“, erzählt der international anerkannte Künstler. „Das größte Objekt war 6,50 m lang, 4,50m breit und 1,5m hoch und wurde mit 10.000 LED’s in 80 Einzelteilen zerlegt ins ‚Reich der Mitte‘ geschickt. Sein Atelier ‚Lichtstücke‘ befindet sich in der Hinterhausener Straße 8, einem unter Denkmalschutz stehenden Wirtschaftsgebäude aus dem Jahr 1864. Gemeinsam mit Lebenspartnerin Ulrike Bergmann aus Köln hat er sich in das Anwesen verliebt. Aus dem „Huch, wie werden die Nachbarn sein ??? sind freundschaftliche, hilfsbereite Beziehungen geworden“.
Naturschutz
Auch Ulrike Bergmann setzt sich für die Zukunft ein. Ihr Steckenpferd ist Vulkanismus. Mit Sorge verfolgt sie Aktivitäten des Bergabbaus der Eifel. Das Wahrzeichen Gerolstein, der Wöllersberg mit seiner besonderen Geomorphologie und wertvollen Nelken-Silikat-Magerrasen auf dem Kamm liegt in Sichtweite. „Gemeinsame Zukunftsprojekte des Dorfes stärken den Zusammenhalt unter den Bewohnern. Hilfsbereitschaft, Miteinander und die Bedürfnisse des Dorfes berücksichtigen, ist allen wichtig“, findet Ulrike Bergmann.
.
Dorf-Wunschliste für die Zukunft
Eine Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses zu einem Dorfgemeinschaftshaus, Raum für die Jugend, eine Sitzgruppe auf dem Dorfplatz, ein Spielplatz stehen ganz oben auf der Wunschliste. Aber noch weitere Aufgaben kommen auf den Ortsbeirat zu: Sichere Wege, Verkehrsberuhigung, Fahrbahnsanierung, Bereitstellung von Baugrundstücken um nur einige zu nennen. Ein öffentlich zugängiger Büchertauschschrank wird zeitnah realisiert.
Ein gemütlicher Platz für alle Generationen - für Einheimische und Besucher - zum Treffen und Austauschen – zum gemeinsamen Grillen und Feiern soll kein Traum bleiben. Dafür setzt sich der Ortsbeirat mit Raphaele Metzler, Franz-Josef Schütz, Norbert Thome, Stefan Dahm mit Bürgerbeteiligung insbesondere der 13 Mitglieder der Arbeitskreise gemeinsam ein. Sie sind dankbar für Hilfen zur Realisierung durch Dorfbewohner, Unterstützer, Jagdgenossenschaft, Brunnenstadt, Landkreis Vulkaneifel und staatlichen Projektförderungen.
Dass Hinterhausen den Zukunfts-Check Dorf, an dem sich 72 Gemeinden beteiligt haben, gewonnen hat, hilft, die geplanten Ziele für mehr Lebensqualität zu erreichen!