Alter Friedhof Sarresdorf
Der Sarresdorfer Friedhof befindet sich in der Kernstadt Gerolstein Am Auberg / Sarresdorfer Straße.
Diesen kann man in 3 Bereiche aufteilen:
- Städtische Ruhestätte
- Jüdischer Friedhof
- Kirchlicher Teil mit Sandsteinkreuze
1. Der jüdische Friedhof
In Gerolstein gab es eine kleine jüdische Gemeinde. Juden wurden erstmals Mitte des 14. Jahrhundert erwähnt [1]. Nach den Pestprogromen sind erst gegen Ende des 18. Jahrhundert wieder 2 Familien in Gerolstein nachgewiesen[2]
Der älteste Grabstein stammt von 1896, der jüngste Grabstein stammt von 1940. Im Jahre 1892 kauften sieben jüdische Bürger der Stadt Gerolstein ein Stück Land an der Straße Am Auberg und legten fest, dass auf diesem Grundstück zukünftig die jüdischen Menschen beerdigt werden sollten. Der Friedhof wurde 1894 eingeweiht.
Der Friedhof hat 14 Grabstätten:
- acht Einzelgräber
- fünf Doppelgräber und
- ein Familiengrab.
Zwei der fünf Doppelgräber sind offensichtlich (lt. der Inschrift) nur mit einer Person belegt. Die Ehefrauen der hier ruhenden Heinrich Levy und Norbert Baum wurden nicht in Gerolstein auf dem jüdischen Friedhof beerdigt; sie wurden von den Nazis im Rahmen der Judenverfolgung deportiert und ermordert.
Namen der hier bestatteten Gerolsteiner Juden:
Alexander und Helene Levy
Hermann und Babette Levy
Berta Baum
Max Rothschild (Stadtkyll)
Familie Simon Baum
Sigmund Baum und - unbekannt -
Hermann und Mina Levy
Johanna Baum
Norbert Baum
- unbekannt -
Daniel Ermann
Adele Baum
Michael Ermann
Heinrich Levy
Albert Levy
Zunächst war der jüdische Friedhof vom benachbarten Sarresdorfer Kirchhof getrennt.
Die Ruhefrist auf dem jüdischen Friedhof gilt als zeitlich unbegrenzt, da jüdische Gräber niemals eingeebnet oder neu belegt werden dürfen. Durch den Gedanken der Auferstehung ist ein Grab und der jüdische Friedhof heilig und darf nicht aufgelöst werden.[3]
Hinweis am Rande:
Der jüdische Friedhof auf Sarresdorf hat nichts mit dem Judde-Kirchhof im Bereich Papenkaule / Kasselburg zu tun. Der Judde-Kirchhof ist ein keltisch-römisches Heiligtum und der Gottheit Dea Caiva geweiht.
Der Name Judde kommt aus dem Eifler Dialekt für die Taufpatin, die Jött. Über die Jahre wurde aus der Jött die Judd; vermutlich eine Anspielung auf die o.g. Muttergottheit Dea Caiva.
2. Städtischer Friedhof
Sarresdorf wurde 1075 Pfarrort; vermutlich wurde auch ab diesem Zeitpunkt ein Friedhof eingerichtet. Friedhöfe wurden um die Kirche herum angelegt; anfangs nur um eine Pfarrkirche.
1124 wurde die Kirche erstmals von Bischof von Hommes erwähnt; 1321 wurde der alte Pfarrhof erstmals erwähnt. [4]
1957 wurde der Friedhof von der Stadt Gerolstein von Grund neu restauriert.
1989 wurde das jüdische Gräberfeld unter Denkmalschutz gestellt. [5]
Die Leichenhalle wurde im Dezember 2014 abgerissen. Bei dem Abriß wurden leider sehr schöne Bleiverglasungen des Gerolsteiner Künstlers Alfred TOMBERS gänzlich beschädigt. Die Rückwand der Leichenhalle bestand gänzlich aus diesem Glas.
Die Leichenhalle befand sich nördlich des Friedhofsareals in der Nähe des Peschenbachs, Richtung ehemalige Drahtfabrik.
Bereits 2008 hat der Stadtrat beschlossen, dass der gesamte Friedhof in einen „Park des Gedenkens“ umgebaut werden soll.
Ab 2010 wurde keine neue Belegungen auf dem Friedhof mehr gestattet. Der zentrale Friedhof der Stadt Gerolstein ist der Waldfriedhof.
3. Kirchlicher Teil:
Hier befinden sich mehrere Kreuze aus Sandstein, mehrere Gräber von Priestern, ein Wegekreuz und die Gedenkstätte von Marcel DORR
Wegekreuz: barockes Schaftkreuz, Rotsandstein, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts; Volksmund Betzchens Kreuz oder Krejz am Stechelche [6]
Das Wegekreuz stand früher an der Bahnlinie in Nähe der Erlöserkirche. Das Schaftkreuz weist einige Beschädigungen auf, welche auf Schießübungen amerikanischer Soldaten zurückgehen. Die Entstehungszeit des im Rokokostil geschaffenen Kreuzes wird um 1770 angegeben.
Auffällig ist der Totenkopf im oberen Drittel des Kreuzes, was auf ein Totengedächtniskreuz verweist. Die Kreuzinschrift oberhalb der Jesus-Figur lautet „IMRI“, anstatt „INRI“. Der Erbauer des Kreuzes hat sich mit dem „M“ verschrieben, ansonsten würde es sich um die bekannte Inschrift „Iesus Nazarenus Rex Judaerorum“ handeln.[7]
Französisches Kreuz: Andenken an französische Kriegsgefangene aus dem deutsch-französischen Krieg 1870 - 1871[8]
Kreuz auf dem alten Friedhof Sarresdorf, Haupteingang Sarresdorfer Straße; gehört zu den 7 Fußfällen[9]
Marcelle Dorr, die in Nancy als Widerstandskämpferin in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet und Ende 1943 in Gerolstein verstarb: Sie gründete schon 1940 mit ihrem Mann Raoul Dorr und André Cajelot einen Netzwerk für die Flucht von Kriegsgefangene, die sie beherbergte und versorgte. Sie wurde am 11. Juni 1941 verhaftet und am 4. August 1941 wurde sie von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt; obwohl sie begnadigt wurde, wurde sie hierher nach Deutschland versetzt, um Zwangsarbeit auf Lebenszeit zu leisten. Sie starb am 19. November 1943 an Erschöpfung. Heute ruht Marcelle Dorr auf dem Friedhof im Süden von Nancy. Eine Gedenktafel wurde an der Mauer des Friedhofs hier in Gerolstein auf Sarresdorf am 01. September 2019 befestigt. Dieses Datum wurde gewählt, weil am 1.9.39 der Zweite Weltkrieg begann-
[1] (Vile e.V., Jüdische Friedhöfe in Deutschland)
[2] (Vile e.V., a.a.O.)
[3]Jüdische Bestattung – Wikipedia
[4]Von Sarabodisvilla bis Sarresdorf (heimatjahrbuch-vulkaneifel.de)
[5]Jüdischer Friedhof (Gerolstein) – Wikipedia
[6]Liste der Kulturdenkmäler in Gerolstein – Wikipedia
[7]Schaftkreuz Sarresdorfer Straße in Gerolstein | Objektansicht (kuladig.de)
[8] Schriftenreihe UM MUNTERLEY UND LÖWENBURG, Folge 9, von Pater Josef Böffgen