Käks
Verfasser: Peter Horsch jun. / Stadtarchiv
Vielen alten Gerolsteinern ist der Name „Käks“ als Bezeichnung einer Örtlichkeit innerhalb des Berings der alten Stadtmauer bekannt. Gemeint ist die Stelle, an der sich heute der kleine Parkplatz gegenüber dem Naturkundemuseum und zwischen den Häusern Nummer 73 und 75 befindet. Doch was verbirgt sich dahinter?
Käks ist eine alte Bezeichnung für Halseisen oder Pranger. Das Halseisen besteht aus zwei zum Halbkreis gebogenen Eisen, die mit einem Scharnier verbunden sind. Sie wurden dem Delinquenten um den Hals gelegt und so verschlossen, dass er diesen Ring nicht über den Kopf streifen konnte. Das Eisen war durch eine Kette mit einem unverrückbaren Gegenstand wie einer Mauer, einer Säule oder einem Mühlstein verbunden, was eine Flucht verhinderte. In dieser menschenunwürdigen Fesselung wurde der so bestrafte für einige Stunden dem Spott und Hohn des Volkes überlassen, bevor man ihn wieder laufen ließ. Diese Art der Bestrafung war im Mittelalter und der frühen Neuzeit durchaus üblich.
„An diesen Prangern wurden Solche ausgestellt, welche kleine Diebstähle begangen und darüber ertappt worden waren. Auf dieser Stelle wurden die Verbrecher dritter Klasse bestraft.“ (Zitat Seite 98 im Buch Sitten und Sagen des Eifeler Volkes, Trier 1896 von J.H. Schmitz).
In dem bebilderten Buch „Gerolstein in alten Ansichten“ aus dem Jahr 1997 schreibt Pater Josef Böffgen in der Bildbeschreibung Nr. 15, dass hier der Hinrichtungsplatz war.
Um die mit Pranger bestraften Personen einer möglichst großen Menschenmenge vorzuführen, wählte man einen vielbesuchten Ort und einen ebensolchen Anlass. Das legt die Vermutung nahe, dass sich an diesem zentral gelegenen Platz auch die seit 1336 im Dokument zur Stadtrechtsverleihung eigens erwähnten Wochen- und zwei Jahrmärkte stattfanden. Auch die extrem enge Bebauung des kleinen Stadtgebietes lässt wohl nur einen größeren Platz zu.
Anekdote von Pater BÖFFGEN, Heimatjahrbuch 1980, Das Kreuz am alten Rathaus zu Gerolstein (nach einer Sage von E. Wackenroder, Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun, Düsseldorf 1928) :
„Einst wurde ein Mann schwerer Verbrechen angeklagt und zum Tode durch das Beil verurteilt. Obschon er immer wieder seine Unschuld beteuerte, verharrte das Gericht bei seinem Spruch und ließ ihn ohne Erbarmen zur Richtstätte auf das Schloß Löwenburg führen. Eine große Volksmenge aus der Stadt folgte dem Zuge. Als der Unglückliche vom Henker vor den breiten Holzklotz gestellt wurde, durfte er, dem Brauch folgend, die Abschiedsworte sprechen. Mit sicherer, stolzer Stimme rief er: .Höret es alle, ihr Bürger von Gerolstein! Hier im Angesicht des Todes beteure ich zum letzten Male: Ich bin unschuldig! Und zum Beweis dafür wird mein Haupt, wenn es durchs Beil gefallen ist, drei Sprünge machen: den ersten auf diese Richtstätte hier, den zweiten auf jene hohe Mauer dort nach der Stadt zu, und den dritten in den Brunnen unten auf euerem Marktplatz.' In eisig-ablehnendem Schweigen verharrte die Menge und kein Mitgefühl regte sich. Ungerührt wandte sich der erste Schöffe zum Schergen und rief: Schlag zu! da reckte sich der Verurteilte ein letztes Mal hoch auf. Mit markerschütternder Stimme rief er: .Gerolstein ist ratsarm und wird ratsarm bleiben!' Der Henker holte aus und das Haupt schlug hart auf den Boden. Kaum jedoch hatte es diesen berührt, machte es einen Sprung über die entsetzten Zuschauer, landete auf der Mauerkrone im Hintergrund und verschwand in der Tiefe, wo die Stadt lag. Die Menge wagte nicht mehr zu atmen. In die lautlose Stille erklang aus der Tiefe das Aufklatschen im Marktbrunnen. Voll eisigen Entsetzens erkannten nun alle, Gericht und Einwohner, daß der Enthauptete die Wahrheit gesprochen und man einen Unschuldigen getötet hatte. Als sie verstört und erschüttert in die Stadt zurückkamen, sahen sie, daß das Wasser im Brunnen blutigrot war. Noch am selben Tage schütte man ihn zu und errichtete dem Ärmsten ein hölzernes Kreuz. Später wurde es durch einen Steinaltar ersetzt."
Aus hiesiger Sicht war der Hinrichtungsplatz immer im Zentrum der Stadt und somit im Bereich des Keks (damals mit e geschrieben, heute Käks). Gegenüber dem alten Rathaus befand sich mal ein Brunnen. Daher ist aus unserer Sicht es viel wahrscheinlicher, dass die Hinrichtung beim Käks und nicht auf der Löwenburg stattfand. Aber wie oben schon erwähnt: es handelt sich um eine Sage.