Gedanken zum Gedenk- und Friedensgebet am 4. Advent 2024 Gerolstein:
Wir sind heute hier auf dem Brunnenplatz. 80 Jahre ist es her, dass Gerolstein, Pelm, Birresborn, Müllenborn und viele andere Dörfer an der Kyll von Bombenangriffen erschüttert wurden. Viele Menschen verloren ihr Leben, ihre Gesundheit, ihr Hab und Gut. Gerolstein war zu 80 Prozent zerstört. In den Weihnachtstagen kamen fast 200 Menschen in Gerolstein ums Leben: Einheimische, Zwangsarbeiter, verletzte Soldaten. In Pelm verloren in dieser Zeit mehr als 30 Menschen ihr Leben.
Dechant Molter schrieb in seinen Aufzeichnungen: „Am 5. 'November schlug zwischen 7 und 8 Uhr eine V1 in Gees ein, forderte 13 Menschenleben und richtete großen Schaden im Dorf an…. So kam der vierte Adventsonntag, der 24. Dezember, der Heilige Abend. In den frühen Mittagsstunden ging ein großer feindlicher Angriff auf Gerolstein nieder. Es regnete Spreng- und Brandbomben.“
Stefan Gerhard Morbach zitiert in seinen Berichten aus Briefen seiner Großmutter an seinen Großvater: „Seit hl. Abend sind wir jetzt jeden Tag von sieben Uhr morgens bis abends im Bunker. Hier im Flecken kann sich tagsüber niemand aufhalten. In zehn Tagen hatten wir zwölf Angriffe, es ist furchtbar gewesen, und nachts schießen sie mit Bordwaffen. Es ist nicht mehr zum Aushallen…. Niemand hat sich Neujahr gewünscht. Weil so viele Tote unter den Trümmern lagen, hätte man es für Hohn gehalten. 195 Tote sind es bis jetzt.“
Aus Birresborn wird erzählt: Das Ziel der Angriffe in Birresborn sei die Bahnrampe gewesen. Die sei nämlich eine von wenigen gewesen, die groß genug waren, um große Maschinen zu verladen. Ein wichtiger Umschlagplatz also für die Kriegsmaschinerie der Deutschen, und ein lohnendes Ziel für Angriffe.
Wir gedenken der unschuldigen Opfer damals vor 80 Jahren in unseren Gemeinden. Aber, wenn wir gedenken und erinnern, dann heißt es, nicht vergessen, wie grausam und unmenschlich Krieg ist; dann heißt es, nicht vergessen, wie unmenschlich wir Menschen aneinander handeln; dann heißt es, immer auch mahnen, dass wir eintreten für Frieden und Versöhnung gerade heute in dieser Zeit.
Wir gedenken der Opfer aller Kriege und beten um den Frieden: bei uns, in der Ukraine, im Heiligen Land, im Nahen Osten und allen Orten der Unmenschlichkeit, des Terrors und der Gewalt.
Und aktuell gedenken wir der Opfer der Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Ralf Pius Krämer, Pfarrer