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Von Bouchés – Anlagen über Hindenburgplatz zum Brunnenplatz
Der „Brunnenplatz“ war und ist seit Jahrzehnten der zentrale Platz in Gerolstein.
Der heutige Platz war Ende des 19. Jahrhunderts Teil der sog. „Bouchés-Anlagen“, die sich von der Kreuzung Brunnenstraße / Raderstraße bis zum „Mühlenwäldchen“ erstreckten und zu denen auch das Gelände auf der gegenüberliegenden Seite der Raderstraße unterhalb des „alten Krankenhauses“ gehörte. Die Parkanlagen waren in Privatbesitz von Herrn Lieutnant a.D. Johannes (Hans) Bouché aus Bonn. „Es war ein herrlicher Park …. mit einem kleinen See und schönen, alten Bäumen, ein Park, von dem selbst noch vom Restbestand in den 1920-er Jahren eine magische Anziehungskraft auf uns Kinder ausging, weil er für uns den Zauber eines Märchenparks hatte“ – so Pater Josef Böffgen in Heft 5 seiner Schriftenreihe „Um Gerolstein und Munterley“.
Herr Bouché hat die Idee, die naheliegende Quelle „Siddinger- Dress“ zu Kur- und Heilzwecken zu nutzen und auf seinem Gelände ein Kurhaus zu errichten. Im Jahre 1887 schloss er einen entsprechenden Vertrag mit der Gemeinde Gerolstein. Nach späteren Querelen mit der Gemeinde und wohl auch wegen der Tatsache, dass inzwischen vorliegende Gutachten „die Einführung der Siddinger-Dress-Quelle als Luxuswasser als schwierig“ ansahen und in Frage stellten „ob sich die Errichtung von Kurgebäuden überhaupt empfiehlt“ gab Bouché seine ambitionierten Pläne auf. Er gab den „Siddinger Dress“ im Juli 1890 an die Gemeinde zurück. Die Idee für eine Kur- und Heilanstalt in Gerolstein war Geschichte.
Doch Johannes Bouché verfolgte noch ein anderes Projekt: er ließ in der Nähe des heutigen Rathauses erfolgreich nach Mineralwasser bohren und errichtete dort 1889 den „Hansa-Brunnen“. Nach seinem Tod im Jahre 1904 ging der Hansa-Brunnen und die umliegenden Grundstücke an eine holländische „A.G. zum Betrieb von Kohlensäure- und Mineralwasserbrunnen“ über.
Im Jahre 1925 erwarb die Gemeinde Gerolstein einen Teil der ehem. „Bouchés-Anlagen“. Der Kaufpreis betrug 160.000 Goldmark, für die damaligen Zeit ein enorm hoher Betrag. Die Tilgung dieses Betrages sollte die Gemeinde über zwei Jahrzehnte in finanzieller Sicht sehr einschränkten.
Das Gelände vor dem Hansa-Sprudel (heute Rathaus) wurde zu einer städtischen Parkanlage gestaltet. Mit einem „Dringlichkeitsbeschluss“ des Gemeinderates vom 05.04.1933 wurde der Platz nach dem damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1925-1934) benannt. Im Jahre 1936 wurde auf dem “Hindenburg-Platz“ ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet.
Das Denkmal war vom Kölner Bildhauer Otto Land geschaffen worden. An einem mächtigen Quader aus heimischem Kalksteinmauerwerk steht die Figur eines übergroßen Soldaten aus Basaltlavagestein, der, Gewehr bei Fuß, für den verstorbenen Kameraden Wache hält.
Am Denkmal findet man zwei Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen. Vor dem Denkmal sind zwei weitere kleinere Tafeln mit den Inschriften: "Gerolstein seinen im Kampf gefallenen Söhnen 1914 - 1918" sowie „Sie standen und starben im Kampf - wie die Felsen der Heimat". Das „Hakenkreuz“, das ursprünglich an dem Sockel unterhalb des dargestellten Soldaten angebracht war, wurde nach dem 2. Weltkrieg entfernt. Der Soldat wurde errichtet aus Basaltlava der Hohenfelser Steinbrüche.
Mitte der 1960er Jahre wurde ein zweites Ehrenmal etwas abseits am Hindenburgplatz errichtet. Dieses Denkmal sollte an die Opfer des Zweiten Weltkrieges erinnern. Das Ehrenmal fand an seinem Standort allerdings wenig Zuspruch bei den BürgerInnen. Es wurde im Zuge der Umgestaltung des Platzes und des Rathaus-Neubaus abgebaut, zerlegt und im Eingangsbereich des „Waldfriedhofes“ wieder aufgebaut.
Der „Hindenburgplatz“ war im Wesentlichen eine rechteckige Rasenfläche, die von einem gesandten Weg und einer kleinen Baumallee umrandet wurde. An der Seite vor dem Ehrenmal wurde der Platz von einer Bruchsteinmauer begrenzt. Dadurch ergab sich am Ehrenmal eine erhöhte Fläche, die bei Veranstaltungen als „Bühne“ genutzt werden konnte.
Mitte der 1970er Jahre erfolgte eine Umgestaltung der Parkanlage zum heutigen „Brunnenplatz“. Den Mittelpunkt des Platzes bildet ein großer Brunnen, der die Bedeutung als „Brunnenstadt“ symbolisiert. Der Brunnen wurde nach den Plänen des Leudersdorfer Bildhauers Ulrich Henn gestaltet. Eingeweiht wurde der Brunnenplatz am 16. Juli 1977.
Die Neugestaltung des Platzes wurde neben öffentlichen Fördermitteln in großzügiger Weise vom „Gerolsteiner Sprudel“ finanziell unterstützt. In dem Pavillon zwischen Brunnenplatz und Rathaus wurde vom Unternehmen über viele Jahre ein „Mineralwasserausschank“ angeboten.
Der Brunnenplatz inmitten der Stadt ist Treffpunkt für die BürgerInnen und Gäste der Stadt, er ist wichtigster Veranstaltungsort für Feste und Aktivitäten.
Quellen:
Stadtarchiv Gerolstein
Pater Josef Böffgen, Schriftenreihe „Um Gerolstein und Munterley“, Heft 5, Jahrgang