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„Gerolsteiner Flora Brunnen – älteste Versandquelle Gerolsteins“

Der „Gerolsteiner Flora-Brunnen“ war ein Unternehmen der Familie Buse, deren unternehmerische Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts in der Papierindustrie begann. Heinrich Gisbert Buse (1816 – 1887) betrieb eine Papiermühle in der Nähe von Iserlohn; sein Sohn Rudolf Ehrenfried Buse (1852 – 1928) errichtete in Bad Hönningen zunächst eine Tütenfabrik. In Bad Hönningen kam Rudolf Buse mit dem Naturphänomen der ausströmenden Kohlensäure in Berührung und erkannte die Möglichkeit, damit in ein neues Geschäftsfeld vorzustoßen. Besonders die Chemie- und Farbenindustrie benötigte für ihre Produktion große Mengen an Kohlensäure. Buse ließ an verschiedenen Orten in Deutschland nach Kohlensäure bohren - und anderem auch in Gerolstein. Während der Bohrung trat allerdings nicht nur die erhoffte Quellkohlensäure zu Tage, sondern auch ein kohlensäurehaltiges Mineralwasser.

 

Für Rudolf Buse war dies Anlass, in Gerolstein direkt an der Kyll neben einem Kohlensäurewerk auch ein Mineralwasserunternehmen zu gründen. Im Jahre 1883 wurde das Brunnenunternehmen unter dem Namen „Gerolsteiner Flora“  im Königlich-preußischen Handelsregister eingetragen. Die Verwaltung des Unternehmens war zunächst in Unkel am Rhein bei der Buse-Gruppe angesiedelt.

 

Der Name „Flora“ wird einer römischen Münze zugeschrieben,  die bei den ersten Bohrungen nach Kohlensäure gefunden wurde. Römische Soldaten hatte etliche Münzen vor rd. 2000 Jahren vermutlich aus Dankbarkeit für die heilenden Wirkungen des  vorgefundenen Quellwassers in die Quellen geworfen. Eine dieser Münzen zeigte „Flora“, die antike Göttin der Blüte.

 

Im Gründungsjahr 1883 wurden stündlich bereits 300 Tonkrüge befüllt und in Weidenkörben verpackt und versendet. Der Flora-Brunnen bezeichnete sich stets als „ältestes Versandquelle Gerolsteins“.

 

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass bereits 1876 - also 7 Jahre früher - der „Schloss-Brunnen Gerolstein“ die  industrielle Nutzung und den Vertrieb von natürlichem Mineralwasser aufnahm. Allerdings lag dieser Betrieb - anders als der Name vermuten lässt - auf Gemarkung Pelm, also außerhalb des Stadtgebietes von Gerolstein.

 

Es gibt Hinweise darauf, dass um ca. 1900 unter dem Namen „Union Sprudel Gerolstein“ eine „Zweitmarke“ beim Gerolsteiner Flora-Brunnen geführt wurde. Zu welchem Zweck und wie lange diese Marke bestand, ist nicht nachgewiesen.

 

Der „Gerolsteiner Flora-Brunnen“ blieb bis zu seiner Fusion mit dem Gerolsteiner Sprudel im Jahre 1984 im Besitz der Familie Buse; die Familie Buse wurde nach der Fusion Mitgesellschafter von „Gerolsteiner“.

 

Die Produktions- und Lagergebäude des „Flora-Brunnen“ befanden sich zwischen der heutigen Bundesstraße und der Kyll. Im zweiten Weltkrieg wurden die Betriebsanlagen völlig zerstört. Unter Leitung von Frau Helene Buse (geb. Merkert) - der Schwiegertochter des Firmengründers - wurden die Betriebsstätten in den Jahren 1945 – 1952 mühsam wieder aufgebaut. Es entstanden mehrere  Hallengebäude, in denen die Produktion und die Lager untergebracht waren. Diese Hallen wurden mehrfach erweitert und umgebaut, bis schließlich Mitte der 1970iger Jahre ein moderner Gebäudekomplex entstand, der auf Grund seiner Farbgestaltung und wegen der umlaufenden Verglasung des Obergeschosses sehr markant in Erscheinung trat. In diesem Gebäude lies der Flora-Brunnen 1976 die damals größte und modernste Abfallanlage deutscher Mineralbrunnen errichten mit einer Kapazität von 60.000 Flaschen (0,7 l) stündlich. Ein kleines Verwaltungsgebäude des Flora-Brunnen befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite (im Bereich des heutigen Mc Donalds-Parkplatzes).

 

Das Gelände des “Flora-Brunnen“ war mit einer Fläche von rd. 8.800 qm an allen Seiten begrenzt: vorne die B 410 , hinten die Kyll, links und rechts das Betriebsgelände bzw. das neue Verwaltungsgebäude des größten Konkurrenten, dem Gerolsteiner Sprudel.

 

Das Unternehmen - unter Leitung von Dr. Eberhard Buse - entschied sich daher im Jahre 1981             für eine „Aussiedlung“ in das Industrie- und Gewerbegebiet der Stadt Gerolstein in der Nähe des Stadtteils Bewingen. Pünktlich zum 100-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1983 konnten dort auf einer Fläche von 155.000 qm ein neuer Mineralbrunnenbetrieb die Produktion aufnehmen.

 

Wenige Jahre später kam es dann zu der sog. „Elefantenhochzeit“, dem Zusammenschluss der beiden großen Gerolsteiner Mineralbrunnen, die sich zuvor über viele Jahrzehnte in einen heftigen Wettbewerb gegenüberstanden.

 

 

 

Quellen:

 

Stadtarchiv Gerolstein

Schriften des Gerolsteiner Brunnen

Jubiläumsschrift des Gerolsteiner Flora-Brunnen zum 100. Firmenjubiläum