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Ehrenfriedhof

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Wo liegt der Ehrenfriedhof?

über den Ehrenfriedhof

Opfer des 1. Weltkriegs in Gerolstein

Ein großer Teil des Nachschubs an Menschen und Material wurde auch auf der Bahnstrecke von Köln über Saarbrücken an die Front nach Frankreich transportiert. Auch der Rücktransport von Schwerverwundeten erfolgte über diese Strecke. An der großen Militär-Rampe zwischen Gerolstein und Pelm am Fuß der Hustley wurde ein Lazarett eingerichtet, außerdem hatten hier zwei Lazarettzüge ihren Standort. Sehr schnell waren auch hier die ersten Kriegstoten zu beklagen. „Die würdigste Ruhestätte für einen gefallenen Krieger ist dort, wo er die Treue zum Vaterland mit dem Tode besiegelt hat", so heißt es in einem Merkblatt zu den Anträgen auf Rückführung der Leichen von gefallenen Kriegsteilnehmern in die Heimat.

Und so war es für Gerolstein eine selbstverständliche Pflicht, den Schwerverwundeten, die auf der Fahrt von der Front und hier im Lazarett starben, eine würdige Ruhestätte zu schaffen. Auf dem Gemeindefriedhof im Ortsteil Sarresdorf konnten sie nicht bestattet werden, da er für den ständig wachsenden Ort bereits zu klein war. Darüber hinaus sollte für die gefallenen Soldaten eine eigene, besondere Ehrenstätte ausgesucht werden. So fand man 1916 eine Stelle am Waldesrand im Gebiet „Ober der Weide" hoch oben über der Stadt am Weg zur Büschkapelle. „Dort, wo Hast und Unruhe des Tales abgeebbt sind, wo der Wald sich erhebt und das große Schweigen herrscht, ruhen die Toten.

In eherner Ruhe stehen jenseits des Tales die Gerolsteiner Felsen — Sinnbilder der Landschaft und Heimaterde, um derentwillen sie sterben mussten", so steht es pathetisch in einer Schrift zur offiziellen Einweihung des Ehrenfriedhofes von 1958. Als die Gerolsteiner Soldaten nach Beendigung des Krieges 1918 von der Front zurückkehrten, bildete sich aus ihren Reihen die erste Ortsgruppe der Kriegsbeschädigten, die sich in ehrenamtlicher Tätigkeit Gestaltung und Pflege der Gräber neben den amtlichen Stellen der Verwaltung annahm. Der 1. Vorsitzende, Peter Hoffmann, richtete einen Aufruf an die Kriegsteilnehmer und die Bevölkerung, und aus den noch nicht geordneten Gräberfeldern wurde in ehrenamtlicher Tätigkeit eine würdige Anlage geschaffen. Störende Bäume wurden entfernt, Wurzelstöcke gerodet, Wege angelegt, schlichte Holzkreuze errichtet, Ruhebänke angebracht und der Friedhof selbst mit einem Holzzaun eingefriedet. Bis zum Kriegsende 1918 fanden 80 deutsche Soldaten hier die letzte Ruhestätte, mit ihnen auch Amerikaner, Engländer, Franzosen, Polen und Russen. Die ausländischen Gefallenen wurden später auf Heimatfriedhöfe überführt. Nach der Exhumierung der ausländischen Soldaten musste eine Neugestaltung vorgenomen werden.

Nunmehr wurden die einzelnen Gräber zu Dreiergräbern zusammengefasst und mit heimischen Lavaschlacken umgrenzt. Jedes Grab erhielt ein Sandsteinkreuz mit Inschrift. Ans Ende des Hauptweges, vor der südlichen Zaungrenze zum Wald hin, wurde ein hoher Gedenkstein errichtet, von Rabatten mit Blumen umgeben. Im Jahre 1922 waren die Arbeiten beendet. Peter Hoffmann ließ jedes Grab fotografieren und sandte den Angehörigen die Aufnahmen zu. So konnte ein bis dahin als vermisst geltender Soldat identifiziert werden.

Bis zum Jahre 1933 führte die Ortsgruppe der Kriegsopfer die Betreuung und Instandsetzung durch, seitens der Bezirksregierung wurden Zuschüsse gewährt. Am sogenannten „Heldengedenktag" fand alljährlich eine Feier statt. Nach 1933 wurden die einzelnen Gräber durch Paten gepflegt.

Opfer des 2. Weltkriegs

Als im Jahre 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, kamen neue Gräber hinzu. Bereits im September fanden die ersten Wehrmachtsangehörigen hier ihre letzte Ruhestätte, da militärische Verbände in Gerolstein zum Einmarsch nach Frankreich in Bereitschaft lagen; es blieb jedoch bei Einzelfällen, da sich die Front schnell von der Eifel entfernte. 1944 kam der Krieg wieder über die Eifel zurück. Vom Frühsommer an flogen alliierte Flugzeuge über den Eifelhimmel, Tieffliegerangriffe auf Züge und Bahnanlagen. Zu den toten Soldaten reihten sich nun Zivilpersonen, auch Frauen und Kinder. Zu Beginn der „Ardennenoffensive" im Dezember 1944 wurde in der St.-Josef-Schule ein Lazarett eingerichtet und der Kindergarten in der Oberen Marktstraße wurde Krankensammelstelle. Es verging nun kaum ein Tag, an dem keine frischen Gräber ausgehoben werden mussten.

Ihren Höhepunkt erreichten die Luftangriffe der Alliierten von Heiligabend bis Ende Dezember 1944. Die Stadt sank bis auf wenige Häuser in Trümmer. Am 2. Januar 1945 wurde bei einem Bomben-Großangriff ein Luftschutzstollen im Hang am Kasselburger Weg, gegenüber dem Bahnhof, getroffen.

Dort fanden 51 Einwohner, Männer, Frauen, Kinder, Soldaten und sogenannte „Ostarbeiter" den Tod. Erst am 22. Januar 1945 fiel der letzte Bombenteppich der amerikanischen Verbände über Gerolstein, raffte weitere Zivilpersonen, Soldaten und „Ostarbeiter" hin und machte dem Erdboden gleich, was bis dahin noch erhalten war.

Nach der Kapitulation im Mai 1945 fanden auch Verstorbene aus den KriegsgefangenenLagern in Gerolstein und Hillesheim auf dem Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhestätte. Aber nicht alle Kriegstoten, die im Gerolsteiner Land beerdigt wurden, fanden auf diesem Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhestätte. Viele Familien hatten ihre Angehörigen auf den zivilen Friedhöfen in vorhandene Einzel- oder Familiengräber bestattet. In dieser Zeit wurden allein auf dem Friedhof an der Sarresdorfer Straße 47 gefallene Zivilpersonen und „Ostarbeiter" bestattet, wo auch einheimische Soldaten der beiden Weltkriege in Familiengräber ruhten. Bereits 1951 hatte eine Kommission des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge den gesamten Eifelraum besichtigt und eine große Umbettungsaktion aller Kriegstoten auf wenige, zentrale „Kriegerfriedhöfe" angeregt. Diese sollten in Bitburg, Gerolstein, Gondelsheim und Pronsfeld (später Daleiden) angelegt werden. Der Gerolsteiner Ehrenfriedhof sollte dafür erweitert und weiter ausgebaut werden. Dieses Ansinnen wurde jedoch später aufgegeben und stattdessen wurde der Friedhof „Kolmeshöhe" in Bitburg, (der später noch große Berühmtheit erlangen sollte) zu einem „großen Ehrenfriedhof" ausgebaut. Gegen die Umbettungen wehrten sich jedoch viele Gemeinden, die „ihren" Toten bereits eine entsprechende würdige Grabstätte auf den Gemeindefriedhöfen geschaffen hatten. Damit gab sich die Landesregierung jedoch nicht zufrieden und gab Anweisung, die identifizierten Kriegstoten umzubetten. Es wurde allerdings den Angehörigen die Möglichkeit geboten, auf eine Umbettung zu verzichten. In diesem Falle wurden die Gräber fortan als „Privatgrab" behandelt und unterlagen dem allgemeinen Ruherecht der jeweiligen Friedhofsordnung. Viele Familien machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Nur in wenigen Einzelfällen erfolgten Umbettungen auf den Ehrenfriedhof Gerolstein.

Mitte der 50iger Jahre exhumierte der amerikanische und britische Gräberdienst ihre hier bestatteten Staatsangehörigen des letzten Weltkrieges und bettete sie auf ihre großen Zentralfriedhöfe in Belgien und Frankreich um. Danach begann eine Arbeitsgruppe des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge mit der Identifizierung der noch unbekannten Soldaten.

Im Herbst 1954 wurde mit dem Ausbau zur jetzigen Anlage begonnen. Der alte Holzzaun wurde durch eine Mauer in Naturstein ersetzt. Bund, Land, Stadt und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge beteiligten sich gemeinsam am Ausbau, der nach Plänen von Gartenarchitekt K. Karnatz aus Trier durchgeführt wurde.

Bei der Einweihung des Ehrenfriedhofes am 19. Oktober 1958 waren 80 Kriegstote des 1. Weltkrieges, 62 zivile Kriegstote sowie 198 Wehrmachtsangehörige und ausländische Kriegstote des 2. Weltkrieges dort bestattet. Zur feierlichen Einweihung der Kriegsgräberstätte wurden die nächsten Angehörigen der Kriegstoten, soweit diese bekannt waren, eingeladen. Für die auswärtigen Gäste wurden von der Stadt kostenlose Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Die Bundesbahn gewährte eine Fahrpreisermäßigung ab Landesgrenze von 50 %. Für Besucher aus der SBZ (Sowjetisch besetzte Zone), so hieß damals die DDR im offiziellen Sprachgebrauch, wurde zusätzlich ein Handgeld von 10 DM pro Tag ausgezahlt. Nach Zeitungsberichten sollen über 1.000 Personen an der Einweihungsfeier teilgenommen haben. „Wir würden uns glücklich schätzen, wenn die Staatsmänner der ganzen Welt das Schweigen der Kriegstoten in der Zukunft nicht überhören würden", so der damalige Landrat in seiner „Weiherede". Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge widmete dem Gerolsteiner Friedhof im Bildkalender des Jahres 1962 das Juli-Kalenderblatt als Anerkennung für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zwischen 1958 und 1994 erfolgten mehrmals Zubettungen aus verschiedenen Gemeinden des Gerolsteiner Landes, darunter 42 Kriegstote aus dem Gemeindefriedhof Birresborn und 5 polnische Staatsangehörigen vom städtischen Friedhof an der Sarresdorfer Straße (1994).

Der Friedhof heute

Heute ruhen auf dem Ehrenfriedhof insgesamt 391 Kriegstote. Davon 181 deutsche, 9 österreichische und 41 unbekannte Soldaten. Neben 69 deutschen sind auch 9 ausländische Zivilpersonen dort bestattet. Alle Personen sind namentlich mit Angabe der Grablage in einem Gräberbuch erfasst. Die rechtlichen Grundlagen für eine dauerhafte Unterhaltung von Kriegsgräbern findet sich erstmals im Frankfurter Friedensvertrag von 1871, der den Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 beendete. Im Artikel 16 ist dort festgestellt, dass die vertragsschließenden Parteien sich verpflichten, die auf ihrem Gebiet liegenden Gräber zu respektieren und zu erhalten. In beiden Ländern wurden entsprechende Gesetze verabschiedet, um u.a. dadurch das dauernde Ruherecht zu sichern. Heute werden Soldatenfriedhöfe nach Internationalem Brauch, rechtlich geschützt durch die Genfer Abkommen und in Deutschland durch das Gräbergesetz vom 01.07.1965, durch ein fortdauerndes Ruherecht und eine angemessene Unterhaltung ihrer Gräber gepflegt. Die Stadt Gerolstein veranstaltet jährlich am Totensonntag eine ökumenische Gedenkstunde unter Beteiligung der Bundeswehr, für die Opfer von Krieg und Gewalt, auf dem Ehrenfriedhof.

Zur Erinnerung an die Opfer beider Weltkriege
und der Gewaltherrschaft mahnt uns heute
Lebende, gleichsam als heilsame Unruhe,
dass es zu einer Politik wirksamer
Friedenssicherung, friedlichen Wandels
und des Interessenausgleichs zwischen
unterschiedlichen Staats- und
Gesellschaftssystemen keine Alternative gibt.

(ehem. Bundespräsident Prof. Dr. Richard von Weizsäcker)

Quellen:

• Volksbund deutsche Kriegsopferfürsorge
• Verbandsgemeindeverwaltung Gerolstein
• Eigenes Archiv