Am letzten Sonntag im Kirchenjahr vor dem ersten Advent, - dem Totensonntag oder Ewigkeitssonntag - riefen Vertreter der Stadt Gerolstein gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Marcelle Dorr“ und dem Förderverein der Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein zum Gedenken auf. Die Erinnerung an den bitteren Weg der französischen Widerstandskämpferin Marcelle Dorr (geboren am 2. März 1903 in Crémieu bei Lyon) von ihrer Verhaftung als Widerstandskämpferin bis zu ihrem Tod als politischer Häftling im Gerolsteiner Krankenhaus am 19. November 1943 wird wach gehalten.
An ihrem Gedenkstein vor dem Heimatmuseum hatten Thea und Wolfgang Merkelbach eine Zeremonie organisiert, an der neben Stadtbürgermeister Uwe Schneider , Standortfeldwebel Markus Malina, Reservisten HFw Reiner Krämer HFw ,OSG Alex Nußbaum, OSG Sven Eckhardt , Mitglieder des Fördervereins Städetpartenrschaften mit der Vorsitzenden Evi Linnerth, auch französische Gäste begrüßt wurden.
Neben der Nichte von Marcelle Dorr, Marcelle Fluxa, waren auch die französischen Reservisten Christoph Woike, Jean-Claude Coint und Alain Giletta, und als Vertreter des Heimatortes Crémieu Jean Rivié weitere Freunde und Angehörige eingeladen worden. Marcelle Dorr war posthum vom französischen Staat ausgezeichnet worden: mit dem Croix der Guerre und der Aufnahme in die Légion d´Honneur. Die Begrüßung der Gäste schloss Wolfgang Merkelbach mit den Worten „We honor – We remember - and - We will never forget! Wir ehren – Wir erinnern – und - Wir werden niemals vergessen!“
Stadtbürgermeister Uwe Schneider zitierte in seiner Ansprache die Überschrift eines Volksfreund- Artikels „Andenken an eine tapfere Frau“, der vor vier Jahren anlässlich der Enthüllung der Gedenktafeln verfasst wurde. Vor kurzem jährte sich der Todestag von Marcelle Dorr zum 80ten Male. „Wir erinnern uns, dass Frau Dorr nach ihren Verurteilungen als Widerstandskämpferin und als Inhaftierte in Flussbach für Zwangsarbeit nach Gerolstein kam“. Er erwähnte ihr Wirken als Fluchthelferin in Nancy und ihr Leiden während ihrer Inhaftierungen in Nazi-Deutschland. In Gerolstein fand sie Freundschaften und half trotz ihrer schweren Erkrankung anderen Patienten: „Sie setzte in Gerolstein ein Zeichen für Menschlichkeit und Aussöhnung.“
Mit Blick auf die erschütternden und aufwühlenden Meldungen der aktuellen Kriegsgeschehen appellierte Uwe Schneider: „Trotz unserer Gefühle von Hilfslosigkeit, Unverständnis und auch Zorn, müssen wir uns für das Ziel friedlicher Lösungen weiter einsetzen. Wir sollen und wollen uns erinnern – aber nicht in Erinnerungen verharren – sondern daraus unser Bemühen um Beistand, Mitgefühl und friedliches Miteinander ableiten und beharrlich daran festhalten“.
Nach der Ehrung durch Kranz- und Blumenniederlegung wurden die französische Fahne Trikolore am Gedenkstein Marcelle Dorrs erhoben und die Nationalhymne Marseillaise abgespielt, die auch die Hymne der Freiheit ist.
Zum ersten Mal nahmen die französischen Reservisten aktiv an der Gedenkstunde auf dem Gerolsteiner Ehrenfriedhof teil. Dadurch zeigten die Franzosen nochmals ihre Verbundenheit und Wertschätzung der jetzigen Freundschaft mit Deutschland.