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Rathaus Gerolstein: Gedenken an den Holocaust am Jahrestag der Befreiung de KZ Auschwitz

Erstellt von Clara Zins-Grohé /Grußwort Stadtbürgermeister Uwe Schneider | |   Webseite Stadt Gerolstein  Startseite gerolstein.org  Gerolstein & Stadtteile  Wohnen & Leben  Webseite Partnerstadt
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In Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma hatte das Forum Eine Welt e.V. gemeinsam mit Maro Dom - Kölner Sinte und Freunde e.V. eingeladen. Das Markus Reinhardt-Ensemble präsentierte Poesie und Musik der Sinti.

Gerolsteiner Bürgerinnen und Bürger zeigten starkes Interesse an der Gedenkveranstaltung. Der Andrang im Foyer des Rathauses war größer als gedacht.   In Windeseile verdoppelte Mitarbeiter Michael Hontheim die Sitzmöglichkeiten und jüngere Menschen nutzten Stehplätze im oberen Stock. Vorsitzende des Veranstalters Forum Eine Welt e.V.  Christa Karoli  freute sich über die Anteilnahme und betonte wie wichtig Aktionen ‚Gegen das Vergessen der Massenmorde‘ sind: „Auch 79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz beobachten wir ein Wiedererstarken von Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus. Ein anderes Wort für ‚Massenvertreibung‘ ist ‚Remigration‘ von Migranten und deren Nachkommen“.

Stadtbürgermeister Uwe Schneider betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit,  das Unrecht   nicht zu vergessen: „An diesem bedeutsamen Tag des Holocaust Gedenkens versammeln wir uns, um gemeinsam der Millionen unschuldiger Menschen zu gedenken, die während des Holocausts ihr Leben verloren. Ihre Geschichten sind Mahnungen, die uns daran erinnern, dass die Menschlichkeit in den dunkelsten Zeiten auf dem Spiel steht.In unserer weltoffenen Stadt, die von Vielfalt und Toleranz geprägt ist, betrachten wir den Holocaust nicht rein als Geschichte, sondern als eine lebendige Warnung. Der aktuelle Bezug zu diesem düsteren Kapitel der Menschheitsgeschichte ist schmerzlich offensichtlich, da weltweit erneut extremistische Ideologien und Intoleranz an Einfluss gewinnen.Ich möchte heute mit den eindrücklichen Worten einer Überlebenden sprechen, die uns tief berühren und uns die Verantwortung vor Augen führen, die wir tragen. Leokadia Murawski Szlak (Shoah-Überlebende), die 63 Monate in Auschwitz und Dachau verbrachte, sagte: 'Ich werde es nicht bedauern, diese Welt zu verlassen. Dass wir heute in so einer Welt leben mit dem Antisemitismus und Leuten die sagen, dass der Holocaust nur eine Erfindung war. Ich persönlich habe keine Zukunft mehr. Zukunft werde ich haben dort. Ich werde nicht die Hölle haben, die Hölle war hier'. Diese Worte sind nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch eine Aufforderung zur Gegenwart und Zukunft. Als Stadtbürgermeister rufe ich dazu auf, die Worte der Überlebenden als Wegweiser zu nehmen, um Hass und Intoleranz zu überwinden.Der Holocaust begann nicht mit den Konzentrationslagern, sondern mit Vorurteilen, Diskriminierung und Hass. Es ist unsere Pflicht, dieser Spirale der Intoleranz entgegenzutreten. Die Erinnerung an die Vergangenheit muss uns dazu inspirieren, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Respekt, Mitgefühl und Gerechtigkeit basiert.Die Bedeutung von Bildung über den Holocaust kann nicht genug betont werden. Es ist der Schlüssel, um Vorurteilen und Ignoranz zu begegnen. Unsere Schulen müssen Orte sein, an denen die Schrecken der Vergangenheit nicht vergessen, sondern verstanden werden.Gleichzeitig müssen wir uns gegen jede Form von Hassrede und Diskriminierung wehren. Die Worte der Überlebenden erinnern uns daran, dass wir die Macht haben, Veränderungen herbeizuführen. Wir können nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht, sei es hier in unserer Stadt oder anderswo auf der Welt. Der heutige Holocaust Gedenktag ist nicht nur eine Pflicht, sondern eine Chance. Eine Chance, uns zu erheben und für eine Welt einzustehen, in der die Worte "Nie wieder" nicht nur eine Leerformel sind. Lassen Sie uns gemeinsam die Erinnerung an die Vergangenheit ehren und gleichzeitig aktiv für eine Zukunft kämpfen, die von Mitgefühl und Menschlichkeit geprägt ist“. Mit der Bitte, sich aktiv an dieser Mission zu beteiligen, schloss er: “ Gemeinsam können wir eine Gesellschaft formen, die aus der Geschichte lernt und für eine bessere Zukunft eintritt“.

 Es war für alle eine emotional ergreifende Veranstaltung. Markus Reinhardt und seine Frau Krystina Vajda präsentierten Video-Interviews von Zeitzeugen, Kompositionen und Gedichten, die in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum in Köln entstanden sind. Das Ensemble der Musiker Markus Reinhardt (Violine), Janko Wiegand (Gitarre) , Jungeli Albrecht (Kontrabass) und Krystina Vajda (Stimme) zeigten, wie vielfältig und offen "Zigeunermusik"  (insbesondere die der kölschen Sinti), sein kann. Musikalisches Talent war in Konzentrationslagern manchmal lebensrettend. Traurige Klänge, Stücke bei denen geklatscht wurde bis hin zu Walzer (die die Nazis besonders schätzten) wurden ergänzt durch Prologe.

„Kind im Ghetto, Block Nr. 4“ berichtet von Zigeunern, die im Frühling 1942 in den engen Mauern des jüdischen Ghettos in Lodz eingesperrt waren. Auf das Verlassen des Ghettos oder das Nichttragen einer Armbinde mit dem Buchstaben „Z“, stand die Todesstrafe. Ab Herbst 1942 gingen Todestransporte in die Lager Auschwitz, Treblinka, Majdanek und andere, wo  Sinti und Roma zusammen mit Juden entweder vergast, erschlagen oder erschossen wurden. Ihre Leichen wurden verbrannt. „Mein Holocaust – Ich werde abgeholt“. Erzählungen von traumatisierten Zeitzeugen,auch von Familienmitgliedern der Musiker, die mit extremer Überwindung ihr Schweigen brechen, versetzen die Zuhörer in eine Zeit der Hölle.

 „Wehrt den Anfängen!“ – „So etwas darf sich nicht wiederholen!“ „Die Juden in Gerolstein waren 1933 eine kleine Gemeinde mit 52 Mitgliedern und das Herz des städtischen Gewerbes. Stolpersteine erinnern an Ermordete“, hörte man von Veranstaltungsteilnehmern. Helmut Blinn: „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus tarnen sich bei den Neuen Rechten. Das hat wieder Konjunktur in Deutschland.  Rechtspopulistische Bewegungen versuchen die Erinnerungskultur an den Holocaust zu relativieren und für obsolet zu erklären.“

„Mir ist bei dieser Veranstaltung im Rathaus erneut deutlich geworden, wie fundamental richtig und wichtig der Artikel 1 in unserem Grundgesetz ist: ‚Die Würde des Menschen ist unantastbar‘. Die Nazis haben den Menschen Juden, Sinti, Roma, Homosexuellen und vielen anderen - zuerst ihre Würde genommen und sie dann umgebracht! Das sollte uns allen klar sein!“ ergänzte die Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein, Evi Linnerth.

 Mutige Menschen treten heute dafür ein, dass es kein Vergessen gibt.

 

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