Verehrte Anwesende,
Ihnen kommt die Rolle als Multiplikator zu. Mit Ihrer Teilnahme an dieser Gedenkveranstaltung haben sie sich entschlossen einen Augenblick innezuhalten und durch Ihr Beispiel in Ihrem persönlichen Umfeld dazu beitragen, die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen wachzuhalten.
Wir richten unser Augenmerk auf vergangene Kriege und Konflikte, aber auch auf das bekannte langjährige couragierte Engagement der Hilfsorganisationen und der Soldatinnen und Soldaten in den Einsatzgebieten.
Vielleicht können Sie durch Ihr Beispiel dazu beitragen, dass wir alle uns daran erinnern, dass unser Leben in Frieden und Freiheit keine Selbstverständlichkeit darstellt nur, weil wir selbst bisher von eigenen Erfahrungen mit Krieg, Not und Elend verschont geblieben sind.
Schon eine kurze Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Betrachtung der Krisenregionen oder allein der Blick auf diesen Friedhof, kann hierzu entscheidend beitragen.
Meine Damen und Herren.
Bei solchen Gelegenheiten aber auch an Orten, wie diesen Ehrenfriedhof stellt sich mir und sicherlich vielen anderen die Frage nach dem WARUM.
WARUM fügen Menschen, anderen Menschen dieses entsetzliche Leid zu?
Kinder, die aus dem Leben gerissen werden, Väter die das Aufwachsen ihrer Kinder nicht miterleben konnten, Mütter die den Tod des eigenen Kindes erleben mussten.
WARUM geschah dies in der Vergangenheit und geschieht unverändert heute?
Viele Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche, historische Ableitungen, Deutungen wirtschaftlicher Entwicklungen sogar ethische Ansätze von Thomas von Aquin oder Immanuel Kant zur Erläuterung des gerechten Krieges werden als Begründung für Kriege herangezogen.
Auch heute sucht und gibt die Politik Rechtfertigungsgründe für den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten in den Krisenregionen. Diese sind ohne Zweifel nachvollziehbar.
Ich stand einmal selbst in der Situation einer Familie die Nachricht überbringen zu müssen, dass der Familienvater und mir sehr guter Freund während eines Einsatzes in Afghanistan gefallen ist.
In dieser Situation, im Angesicht der Angehörigen, fällt es unendlich schwer die Frage nach dem „WARUM“ zu beantworten.
Ein anderes Mal stand ich als Totenwache neben dem aufgebahrten Sarg eines gefallenen Kameraden und als der Vater eines der Gefallenen an das Grab trat und unter Tränen seinen Sohn verabschiedete war die Frage wieder da.
WARUM?
Als ich diesen Ehrenfriedhof heute betrat, beim Lesen der Inschriften, die Kenntnis über die vielen unterschiedlichen Schicksale geben, ist die Frage nach dem WARUM auch für mich wieder präsent.
Ich habe keine Antwort auf diese vermeintlich so einfache aber tiefsinnige Frage.
Vielmehr trägt mich meine Einstellung und die Überzeugung, dass wir aus dem persönlich Erlebten, den leidvollen Erkenntnissen unserer Vergangenheit gelernt haben und immer wieder neu versuchen müssen, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Jeder für sich und die Gesellschaft als Ganzes.
Geprägt von Frieden, Freiheit und Wohlstand und hoffentlich, individueller Zufriedenheit.
Eine Überzeugung, die es rechtfertigt, der Toten der vergangenen und aktuellen Krisen und Kriege zu gedenken.
Es berührt mich sehr, dass Sie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gerolstein zum Gedenken an die gefallenen Soldaten der Bundeswehr im Eingangsbereich des Friedhofes einen Gedenkstein errichtet haben.
Um Stätten des Gedenkens, wie diese, zu erhalten, habe ich mir erlaubt in guter Väter Sitte eine Spendendose des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber mitzuführen und würde mich über jede Gabe freuen.
Ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit und Ihre Aufmerksamkeit.